MLLV BRENNPUNKT

Anspruch + Wirklichkeit = Mehrarbeit

Diese Rechnung ist an den Münchner Schulen im Moment bittere Realität. Staatliche Wahrnehmungs- und Umsetzungsillusionen treiben viele Kolleginnen und Kollegen in einen tiefen Graben, der sich zwischen politischem Wunschdenken und der Wirklichkeit an den Münchner Schulen auftut.

Ein Mehrarbeitsmonster erschaffen von Verwaltungsbeamten und Juristen treibt die Münchner Kolleginnen und Kollegen in einem Alltag vor sich her, in dem es viel zu wenig um Schule geht!

Personalversorgung:
Der Anspruch an eine gut funktionierende Personalversorgung ist nicht schwer zu definieren. Nämlich genügend Lehrkräfte mit zwei Staatsexamen! Die Wirklichkeit sieht anders aus. Nämlich zu wenig Lehrkräfte mit zwei Staatsexamen, dafür aber Substitutionspersonal ohne Lehrbefähigung. Quantität kann nicht Qualität ersetzen! Wegen eines solchen aus der Not geborenen „ministeriellen Einstellungsschnellschusses“ muss die „neu eingestellte Quantität“ an die Hand genommen und zusätzlich betreut werden! So entsteht vor Ort erhebliche Mehrarbeit für die Kolleginnen und Kollegen!

Pooltests:
Der Anspruch an die Pooltests ist schnell formuliert. Sie sollen einfach und ohne großen organisatorischen Aufwand im Schulalltag integriert werden. Durchführung, Auswertung und Information gehen reibungslos und Hand in Hand. Die Wirklichkeit zeigt einen Mangel an Testmaterial, Probleme beim Datentransfer, fehlende Einverständniserklärungen der Eltern, Kapazitäts-Engpässe in den Laboren, Verzögerungen beim Transport der Proben und schleppende Benachrichtigungen der betroffenen Personen. Nur durch viel Mehrarbeit und hohem zusätzlichen Organisationsaufwand können die betroffenen Schulleitungen vor Ort die Umsetzung gewährleisten!

A 13:
Es war der Anspruch des Ministers sein Wahlversprechen zu halten, nämlich A13 als Einstiegsbesoldung für alle Grund- und Mittelschullehrkräfte. In Wirklichkeit votiert der Minister bei einer Abstimmung im Landtag gegen sein eigenes Versprechen. Das bedeutet für alle Kolleginnen und Kollegen an den Grund- und Mittelschulen weiterhin „mehrArbeit“ für weniger Gehalt!

ASV:
Das amtliche Schulverwaltungsprogramm ASV hatte den Anspruch als landesweit einheitliche Verwaltungssoftware den Schulleitungen und Kolleginnen und Kollegen vor Ort die Arbeit zu erleichtern. Diese Software sollte nicht mehr als 11 Millionen Euro kosten. In Wirklichkeit ist ASV nun eine nicht endende IT-Baustelle, die bis jetzt 280 Millionen Euro verschlungen hat. Die nicht enden wollenden technischen Probleme der Software produzieren seit Jahren extrem viel Mehrarbeit für Schulleitungen und Verwaltungsangestellte!

Lehrkraft sein dürfen:
Schulleiterinnen und Schulleiter und Lehrkräfte haben den Anspruch Lehrerinnen und Lehrer sein zu dürfen. In Wirklichkeit sind sie inzwischen Substitutionskraftbetreuer, Pooltester, Impfschutzüberprüfer, Lüftungsanlagenbetreiber, Digitalisierungsnomaden, Personalmangelausgleichsmanager und vieles mehr! All diese Zusatzjobs bedeuten „mehrArbeit!“  

MS Teams:
Der Anspruch des Kultusministeriums muss es sein, der Schulfamilie eine professionelle, branchenübliche Software zur Verfügung zu stellen. Mit MS Teams hatte man diese zeitgemäße, für alle einfach bedienbare, aus der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler stammende Software, mit der man insbesondere während der Lockdowns auch kreative Konzepte ausprobieren konnte. In Wirklichkeit entscheidet das Kultusministerium mit dem „Auslaufen“ von MS Teams an den Bedürfnissen vieler Schulen, vorbei! Was das bedeutet wissen wir. Einarbeitung in neue Tools mit weniger Leistung und mehr Problemen, die es zu lösen gilt. Also Mehrarbeit!

Anmerkung: Der MLLV bedankt sich an dieser Stelle ausdrücklich bei der Stadt München für die gute Zusammenarbeit und die Möglichkeit MS Teams in diesem Schuljahr noch nutzen zu dürfen. Weitere Gespräche mit dem Ziel einer unbegrenzten Nutzung der Software sind geplant.

gemeinsam.Brücken.bauen:
Der Anspruch des Kultusministeriums war es die Schulen bei dieser zusätzlichen Förderung von Schülerinnen und Schülern in zentralen Lernbereichen mit Organisation und fachlich ausgebildetem Personal zu unterstützen. In Wirklichkeit müssen die Schulleitungen selbst Personal unter Ehrenamtlichen, Jugendlichen und Fachfremden ohne grundschulpädagogische oder -didaktische Qualifikation suchen. Wenn Schulleitungen originäre Kernaufgabe des Staates übernehmen, wie das in Schulen nötige Personal zu gewinnen und dieses teilweise auch noch qualifizieren zu müssen, dann bedeutet das Mehrarbeit.

Fazit

Der Anspruch der vorgesetzten Dienstbehörden im Umgang mit allen diesen Themen muss Ehrlichkeit sein! Die Wirklichkeit beschert uns leider Schönfärberei und einen kreativen Umgang mit der Wahrheit. Hier ist Mehrarbeit nötig. Nicht vor Ort an den Schulen……….

Martin Schmid
1. Vorsitzender


Weitere Brennpunkte

Das „unverschämte Ultimatum“ der „faulen Säcke“

Im Kommentar „Das unverschämte Ultimatum der Lehrer“ von Anna Günther vom 23.03.2021 in der Süddeutschen Zeitung wird ganz deutlich, dass aus wenig Hintergrundwissen sehr schnell populistische Schuldzuweisungen werden. Der CSU-Abgeordnete Pschierer, ein ehemaliger Staatsminister, legt dann in den sozialen Medien noch schnell mit einem SPD-Altkanzler Zitat nach.  Wenn man ohne Fachwissen und gute Recherche im Bildungsresort der SZ diesen Kommentar veröffentlicht, ist es nicht verwunderlich, wenn aus einer Journalistin eine politische Erfüllungsgehilfin wird!

Das Rezept der Politiker ist sehr einfach. Es werden Erwartungen in der breiten Masse geschürt, ohne vorher nur im Ansatz die Voraussetzungen für diese geschaffen zu haben. Diese Marktschreierei funktioniert dann so: „Das Geld ist da! Macht mal Digitalisierung!“ oder „Wir haben die Lehrpläne angepasst, der Unterrichtsstoff kann vermittelt werden wie immer, kein Problem!“ (weiter lesen ... )

Übertritt

Das Wort Übertritt bedeutet nichts anderes als den Wechsel der Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Das klingt brutal und das ist es auch! Besonders für 10jährige Kinder. Der Begriff Übertrittsproblematik ist eine Wortbildung, die beschreibt, dass mit dem Wechsel der Schulform viele Schwierigkeiten verbunden sind. Die Pandemie verstärkt nun die im Übertrittsprozess vorhandenen Ungerechtigkeiten, Ausleseprozesse und Drucksituationen für Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern immens.

Kultusminister Piazolo betont: „Ich weiß, dass sich viele eine schnelle Rückkehr zur Normalität wünschen – Corona lässt dies aber nicht zu. Wir haben intensiv mit der Schulfamilie besprochen, an welchen Stellen wir wie eingreifen. Unsere Maßnahmen schaffen die Grundlage, dass die Schülerinnen und Schüler trotz der außergewöhnlichen Situation faire Bedingungen vorfinden und gut durch das Schuljahr kommen.  (weiter lesen ...)