Personalmangel: Viel zu wenige Lehrkräfte und der Mangel an einem ehrlichen Umgang damit!

Dabei wäre es wirklich einfach auszusprechen: Der Personalmangel ist das Ergebnis einer langen und planlosen Achterbahnfahrt!

In Bayern sagt man: „Schwein gehabt!“, wenn etwas gutgeht und geklappt hat. Im Kultusministerium sagt man: „Der Schweinebauchzyklus ist wieder da!“, wenn etwas schief geht und die Lehrkräfte fehlen. Das ist ein Erklärungsversuch der besonderen Art! Verantwortlich für den Personalmangel sind also nicht die Verwalter, Planer und Gestalter aus dem Ministerium, sondern der immer wiederkehrende Bauch des gemeinen bayerischen Hausschweins. Eine Wellenbewegung im Arbeitsmarkt Schule lasse sich nicht einfach so berechnen. Deshalb wird dieser Wellenbewegung mit „vorausblickender Werbung“ begegnet, die wiederum Lehrkräfte auf Wartelisten produziert. Und so wechseln sich die gewölbten und eingezogenen Schweinebäuche in stetem Rhythmus ab.

Vielleicht ist die Lehrerbedarfsprognose wirklich sehr schwer zu erstellen. Sicher müssen hier viele unvorhersehbare Parameter berücksichtigt werden: Wie viele Geburten gibt es? Wann kommt ein Kind in die Schule? Wie viele Kinder sind in einem Jahrgang? Wie lange arbeiten verbeamtete Lehrkräfte etc. …

Bei all diesen Berechnungen können auch jede Menge Fehler passieren, aus denen dann eine Krise wie der jetzige Personalmangel resultiert. Dieses Resultat, mit dem wir jetzt und in den nächsten Jahren umzugehen haben und das lange von BLLV/MLLV vorhergesehen wurde, auf das immer wieder hingewiesen wurde und für das frühzeitig Lösungsvorschläge auf den kultusministeriellen Tisch gelegt wurden, ist nun einmal leider Fakt. Alle beteiligten Personen, egal ob Verwaltung, Schulaufsicht oder die Kolleginnen und Kollegen in den Schulen sind gewillt auch in dieser Krise die Schülerinnen und Schüler in den Mittelpunkt zu stellen, um eine bestmögliche Versorgung zu gewährleisten. Dazu gehört aber auch ein offener und ehrlicher Umgang mit der Wahrheit seitens der vorgesetzten Dienstbehörden. Wie kann es dann sein, dass der Kultusminister nach den ersten Wochen dieses Schuljahres von einem "gelungenen Start" und "funktionierendem Präsenzunterricht" gesprochen hat? War es nicht eher so, dass Unterricht ausgefallen ist, dass Lücken durch Krankheiten oder Schwangerschaften nicht geschlossen werden konnten, weil mobile Reserven nicht zu bekommen waren?

Der Kultusminister betont, in dieser Situation sei es wichtiger denn je, dass die Schulfamilie zusammenhalte und zusammenarbeite. Das ist sicherlich richtig in Ansatz und Denken, widerspricht sich aber in der Umsetzung! Ein aktuelles Beispiel dafür ist das Förderprogramm gemeinsam.Brücken.bauen. In Ansatz und Denken sicherlich richtig. In der Umsetzung mangelhaft! Zusammenarbeit mit fachfremdem und grundschulpädagogisch ungeschultem Personal wird als Einstieg in multiprofessionelle Teams verkauft. Personalgewinnung, Terminierung, Organisation und Durchführung von Ferienkursen erfolgen selbstverständlich in Verantwortung der Schulen und wird als „Vertrauen in die von den Schulen gewünschte Eigenständigkeit“ verkauft. Fakt ist aber, dass hier originäre Aufgaben des Staates, wie Personalgewinnung und Personalqualifizierung an die Schulen ausgelagert werden.

Das sind spannende und herausfordernde Aufgaben, denen sich die Schulen in Ihrer Professionalität sicher stellen könnten. Dann müssen aber auch die Bedingungen stimmen!

Mehr Leitungszeit für die Schulleitungen, A 13 als Einstiegsgehalt, höhere Stundendeputate für die Mehrarbeit der Kolleginnen und Kollegen wären ein paar längst überfällige Zeichen der Anerkennung für bereits geleistete „Einsätze der Bildungsfeuerwehren“ an den Grund- Mittel- und Förderschulen und Anreiz und Motivation für kommende Schweinebauchzyklen. Und vor allen Dingen endlich Tatsachen aussprechen, die Wahrheit sagen, um so eine Brücke zur Basis zu bauen, über die verloren gegangenes Vertrauen langsam wieder zurückgewonnen werden könnte.  

Die Realität zeigt einen Dienstherren, der Verantwortlichkeiten nach unten delegiert, ohne selbst ein Mindestmaß an Verantwortung dafür zu übernehmen. Das ist……. (finden Sie bitte selbst ein passendes Adjektiv)!

Martin Schmid
1. Vorsitzender