Lehrkräfte am Limit und nun werden auch noch die Faschingsferien gestrichen?
Wie ist das zu rechtfertigen?
Dem Personal in Bildungseinrichtungen gebührt in dieser Pandemie Zeit ein besonderer Dank. Zu unseren alltäglichen Aufgaben wie Unterrichtsvor- und nachbereitung, Elterngesprächen, individuelle Förderung und Differenzierung, Besuch von Fortbildungen etc. kommen in diesen Pandemiezeiten viele zusätzliche Aufgaben hinzu. Doch wo bleibt der Dank? Wie selbstverständlich, werden da nun auch noch die Ferien gestrichen.
Seit März 2020 hat sich unser Aufgabenbereich enorm erweitert. Beispielsweise in den Punkten Organisation und Koordination. Ein Punkt ist das Organisieren der Endgeräte für unsere Schülerschaft. Ein weiterer die Vermittlung von Grundfertigkeiten im Umgang mit den neuen Medien. Nebenbei übernehmen wir also wichtige Aufgaben, um die Versäumnisse, die im Bereich der Digitalisierung gemacht wurden, nun endlich wie von oben gefordert voranzutreiben. Dies geschieht, weil sich die Lehrerschaft mit Engagement um die Bildung ihrer Schülerinnen und Schüler kümmert und nicht weil Voraussetzungen vom Kultusministerium geschaffen wurden, die das Lernen in einer Extremsituation erleichtern.
Auch müssen wir die externen Partner wie zum Beispiel den offenen Ganztag neu strukturieren und koordinieren. Es müssen Stundenpläne genau abgestimmt werden, da bei den Trägern die Abstandsregeln eingehalten werden müssen. Haben zuvor also 60 Kinder gleichzeitig Mittaggegessen, dürfen das bei dieser Raumgröße nun nur noch 20. Wer versorgt die Schülerinnen und Schüler in der verbleibenden Zeit? Wer darf sich mit welcher Schülergruppe auf dem Schulgelände wo aufhalten, damit gewährleistet wird, dass sich keine heterogenen Schülergruppen treffen? Neben den alltäglichen Herausforderungen zu Pandemiezeiten, kam auf jede einzelne Lehrkraft eine Vielzahl von neuen Aufgaben hinzu. Das Personal durfte natürlich nicht aufgestockt werden. Lüften war aber jederzeit erlaubt.
Wir wissen wie essentiell wichtig die Notbetreuung in dieser Zeit ist. Soll diese aber auch noch von Schulleitern und Lehrkräften organisiert und durchgeführt werden? Während wir die Klassen digital unterrichten sollen, müssen wir zusätzlich vereinzelte Kinder, die auch nicht vermischt werden dürfen, notbetreuen. Hierfür wurde auch nach 9 Monaten noch kein Personal organisiert. Ich denke an Studenten, die gerade wirklich viele ihrer Nebenjobs verloren haben und sehr dankbar über solche Aufgaben wären. Leider ist es auch weiterhin nicht möglich die Schülerinnen und Schüler von der Schule aus zu beschulen, da Mikrofone, Kameras, WLan, etc. fehlen. Wie selbstverständlich muss ich demnach meine privaten Geräte aufrüsten und über diese den digitalen Unterricht abhalten.
Die ständige Kommunikation mit dem Schulamt sowie den Gesundheitsämtern, um endlich genauere Auskünfte und Richtlinien für den Schulalltag zu bekommen, sei nur am Rande erwähnt. Spontane Ankündigungen unserer Politiker, dass am nächsten Tag, doch eine andere Form von Distanzunterricht stattfinden soll, sind ja fast schon zur Gewohnheit geworden. Dadurch entstehende doppelte Vorbereitungen werden von den Lehrkräften zum Wohle ihrer Klassen gemeistert.
Seit Jahren gleichen Schulen Engpässe aus, die von kurzsichtigen Politikern verschuldet wurden. Da uns immer das Wohl der Schülerinnen und Schüler das wichtigste ist, werden anstehende Aufgaben von einer gut funktionierenden Schulfamilie aufgefangen. Die Defizite des Bildungssystems werden weniger deutlich, aber sie müssen dringend behoben werden. Der enorme Lehrermangel ist nicht aufgrund der Pandemie aufgetreten, sondern ist seit Jahren bekannt und schwächt den Bildungsauftrag jeder Schule.
Uns ist es als Lehrerverband bewusst, dass alle in einer gesellschaftlichen Notsituation zusammenstehen und dass wir gemeinsam Herausforderungen annehmen und bewältigen müssen.
Wir wollen aber Ihnen, liebe Lehrkräfte und Schulleiter eine Stimme geben, da wir wissen, welch wertvolle Arbeit Sie leisten, damit Bildung für alle Schülerinnen und Schüler in allen Schularten ermöglicht wird und vor allem durch ihr Engagement gewährleisten, dass Schule und Lernen in Pandemiezeiten möglich ist.
Isabel Franz, 2. Vorsitzende MLLV