Wenn aus dem politischen ein persönliches und dann gar kein Ziel mehr wird…

Erinnert man sich noch an den Wahlkampf 2018 in Bayern?

Neben diversen anderen politischen Schau- und Showplätzen war die Bildung DAS prägende Thema der Zeit: Digitalisierung-Lehrerbildung-Lehrergewinnung-Lehrerbesoldung: Das waren die Schlagwörter, die eine Grundlage für politische Lagerkämpfe bildeten. Die Freien Wähler- möglicherweise in der Hoffnung auf ein einschlägiges Ministerium-waren da ganz vorne dabei an der Bildungsfront.

„Sicherstellung der Lehrerversorgung durch Ausbau der Stammlehrerschaft und Aufbau einer integrierten Lehrerreserve.“

Das war der fromme Wunsch der Freien Wähler, und es klang wie Musik in all den notgeplagten Lehrer- und Ausbilderohren. Und als der nachmalige Kultusminister A 13 als Eingangs-Besoldungsamt für alle Lehrämter zu (s)einem politischen Ziel erklärt hatte, da wollte die aurikulare Musik schier nicht mehr leiser werden.

Allein, man hatte etwas vergessen: die Realität nämlich. Und getreu dem Motto „Bier ist Bier und Schnaps ist Schnaps“ war dann ganz schnell allen klar: „Realität ist Realität“.

Und so wurde zunächst aus dem politischen Ziel ein rein persönliches des Amtsinhabers und Würdenträgers. Und da kann man ja jetzt wirklich nichts dagegen sagen. Ein persönliches Ziel ist eine ehrenvolle Sache. Davon gab und gibt es viele in der Politik: beim Thema Migration, beim Thema Autobahn-Maut, beim Thema soziale Gerechtigkeit. Und bei vielen anderen mehr. Wirklich, persönliche Ziele haben fast alle in der Politik. Es stellt sich dabei nur die Frage: Cui bono?

Ja, und dann kam Corona. Und mit Corona ging‘s schulisch so richtig drunter und drüber:  Distanzunterricht, für den weder die Schulen ausgestattet noch die Lehrkräfte aus- bzw. fortgebildet waren. Wechselunterricht, der sogar die wohlwollendsten Familien und Elternhäuser an den Rand des Versorgungs-Wahnsinns getrieben hat. Regulierungswahn und eklatanter Lehrkräftemangel, die viele Schulleitungen an den Rand organisatorischer und pädagogischer Bankrotterklärungen gebracht haben.

In der Seminararbeit lehren wir die sog. „didaktische Reduktion“ nach dem Motto „Tiefe statt Breite“. Schließlich geht es um Inhalte: Substanz statt Oberfläche. Erkenntnis statt Gedächtnis. Weniger ist eben doch oft mehr.

In bildungspolitischen Führungsgremien scheint man davon nicht allzu viel zu halten, oder gar zu wissen. Unmengen von KMS, Verordnungen, Hinweisen, Ergänzungen, immer mehr und noch mal mehr. Zugestellt gerne am Freitagnachmittag. Umzusetzen am darauffolgenden Montag.

Funktionieren kann das alles nur, weil es in diesem Bildungssystem Menschen gibt, die eines um jeden Preis vermeiden wollen: Kinder und Jugendliche leiden zu lassen. Zumindest nicht mehr, als sich von der Sache her nicht vermeiden lässt.

Und jetzt?

Ja, jetzt gab es da plötzlich einen Antrag im bayerischen Landtag: A 13 für alle. Eingebracht selbstredend nicht von den Regierungsparteien. Also auch nicht von jemandem, der mal ein politisches und zum Schluss wenigstens noch ein persönliches Ziel in diesem Antrag sah.

Aber da war sie wieder- die Musik in den Ohren derer, die stets dafür sorgen, dass der finale Show-down eben doch (noch) nicht eintritt.

Jedoch auch diese Konzert fand schnell ein Ende:

Der Antrag wurde mit den Stimmen der Regierungsparteien abgelehnt. Also auch mit den Stimmen der Freien Wähler. Begründung: Mit kalkulierten 500 Millionen € schlicht und einfach zu teuer. Versteht sich, dass sich das der Bevölkerung nicht vermitteln lässt. So viel Geld für Lehrer an Grund- und Mittelschulen? Das Geld wird dringend anderweitig benötigt.

Wofür? Ein neues Maut-Projekt vielleicht? Oder für die Rettung einer systemrelevanten Airline?

Und eines muss schon klar sein: systemrelevant sind Lehrkräfte nicht. Die meisten haben anscheinend immer noch vormittags recht und nachmittags frei.

@h

Muc, 18.10.2021