Erfahrungen zum 1. Staatsexamen: Let’s talk about stex!

Das erste Staatsexamen – für uns Lehramtsstudierende eine stressige Zeit und große Belastung, die über die berufliche Zukunft entscheidet – sie markiert aber auch das Ende des Studiums, nach dem wir endlich in die Praxis dürfen und unterrichten!

Die Studierenden im BLLV setzen sich für eine Reform des bayerischen Staatsexamens ein – für eine bessere Vorbereitung, mehr Fairness und objektivere Korrekturen. Dafür haben wir auch eine Petition erstellt - 

noch nicht unterschrieben? Dann aber schnell! 

Die Corona-Pandemie verschärfte die ganze Prüfungssituation noch. Über Monate geschlossene Bibliotheken, im März 2020 wurden die Prüfungen auf unbestimmte Dauer ausgesetzt. Zwei Lehramtsstudierende aus der SG München berichten von ihren Erfahrungen. 

 

Daniela Friedrich hat an der LMU Gymnasiallehramt mit den Fächern Englisch, Geschichte, Chemie und darstellendes Spiel studiert und im Herbst 2020 Staatsexamen geschrieben.

März 2020 – nochmal kurz Energie tanken vor der heißen Phase, nach mehreren Semestern ohne richtige Ferien noch mal ein verlängertes Wochenende raus, das brauche ich vor dem Examen! Dachte ich. Denn dann kam der Lockdown und zwang mich dazu, eine Verschnaufpause einzulegen. Rückblickend hat mir das vielleicht sogar recht gutgetan – besser als es ein kurzer Urlaub gekonnt hätte. Ab April wurde ich zunehmend nervös. Lange geschlossene Bibliotheken, Unklarheit wegen der Termine der Examensprüfungen, keine angemessene Lernumgebung. Im Mai dann die Öffnung der Bibliotheken zumindest zur Ausleihe und viele Verlage stellten digitale Exemplare wichtiger Forschungsliteratur zur Verfügung. Meine Einzimmerwohnung mit 20 m2 wurde zum zentralen Schauplatz: Zoommeetings, Lerngruppen (digital) und eigenständige Vorbereitung auf die Prüfungen. Direkt hinter mir saß meist mein Partner im Home-Office. Konzentration war oft Mangelware. 

Neben der Vorbereitung auf das Staatsexamen musste ich auch noch letzte ECTS-Punkte erbringen. Wenige Tage vor der ersten Prüfung hatte ich deshalb nur eine bedingte Zulassung vorliegen. 

Auch die Prüfungen selbst liefen nicht unter optimalen Bedingungen ab: Während den Prüfungen trug ich durchgehend meine Jacke und Ohropax - die Fenster des Prüfungsraumes mussten bei 10°C Außentemperatur durchgehend geöffnet werden, wodurch zwar frische, aber auch recht kalte Luft und Baustellenlärm, der Bauarbeiten direkt unter den Fenstern, in den Prüfungsraum kam. 

Auch nach der letzten Prüfung konnte ich nicht „raus“, aber habe eine längere Zeit der Entschleunigung und Ruhe bevor es mit dem nächsten Abschnitt, dem Referendariat, weiter geht.

Mathis Welker hat an der LMU Mittelschullehramt mit dem Unterrichtsfach Geschichte studiert und im Herbst 2020 Staatsexamen geschrieben.

Inmitten der Prüfungsphase und noch nichts ahnend von der Pandemie und ihren Auswirkungen meldete ich mich im Januar 2020 für das Erste Staatsexamen an – endlich! Ich wollte das Studium nun erfolgreich hinter mich bringen und konnte es kaum erwarten, doch lag der Fokus zunächst auf meiner Zulassungsarbeit, die ich dank der geschlossenen Bibliotheken in Heimarbeit zu Ende schreiben musste. Nun hatte ich wohl noch etwa vier Monate Zeit, mich auf die großen Prüfungen vorzubereiten. Die Bibliotheken waren immer noch geschlossen, viele Bücher blieben mir daher vorerst verwehrt. Zugleich wusste ich auch, dass ich von den Auswirkungen der Pandemie deutlich weniger betroffen bin. Ich war dankbar, versuchte das Beste aus der Situation zu machen und fing schon im Frühsommer an, mich intensiv vorzubereiten. Desto tiefer ich jedoch in die Materie einstieg, desto mehr Druck verspürte ich. Die Stofffülle erschien erdrückend. Umso erleichterter war ich schließlich, als die Bibliotheken der Universität wieder öffneten und ich trotz zeitlicher Beschränkungen Zugang zu Literatur und einem ruhigen Arbeitsplatz hatte.
Rückblickend verfolgte ich eine zielstrebige Herangehensweise mit einem guten, aber häufig angepassten Zeitplan und viel Mut zur Lücke. Zwei bis drei lange Tage blieben mir vor der jeweiligen Prüfung, meine selbst geschriebenen Skripte auswendig zu lernen und zu verstehen. Dabei kamen aber auch Zweifel und Ängste auf: Hatte ich doch zu viel ausgeschlossen und mich auf die falschen Themen konzentriert? Doch ich hatte Glück – es kamen in der Prüfung die für mich richtigen Themen dran. Bestanden hab‘ ich wohl, fast sicher. Darum ging es mir.