HERAUSFORDERUNG SCHULLEITUNG
Auftaktveranstaltung Der Münchner Lehrer- und Lehrerinnenverband lud alle Münchner Schulleitungen, die im MLLV organisiert sind, zur ersten Veranstaltung der Reihe „Herausforderung Schulleitung – Einstimmen, Optimieren, Begleiten“ ein und stellte ihnen das Konzept für „unentschlossene“, angehende oder neu ernannte Schulleitungen vor.
Da sich immer weniger Lehrkräfte finden, die eine Schulleitungsstelle übernehmen wollen, ja sogar angetretene Stellen wieder abgegeben werden, ist dies ein sehr wichtiger Schritt! So können neu ernannte Schulleitungen durch eine(n) persönliche(n) Mentor*in und einen professionellen Coach diskret und professionell begleitet werden. Verschiedene Module mit unterschiedlichen Schwerpunkten, die von erfahrenen Schulleitungen mit Inhalten zur „Herausforderung Schulleitung“ gefüllt werden, geben weitere Entscheidungshilfen und gute Startchancen für angehende Interessierte in der Schulleitung.
Grüß Gott
Der dritte Vorsitzende des Münchner Lehrer- und Lehrerinnenverbands, Dr. Michael Hoderlein–Rein, eröffnete die Auftaktveranstaltung, die gleichzeitig Modul 1 „Dienstliche Beurteilung“ war, mit der Aussage, dass die Berufszufriedenheit bei Lehrkräften und Schulleitungen sehr hoch sein könne, da man einige Gestaltungsmöglichkeiten habe und sich um das Wohl der anvertrauten Schülerinnen und Schüler kümmere. Zugleich leugnet Hoderlein–Rein aber nicht, dass es immer schwieriger wird, Schulleiterstellen mit gutem Personal neu zu besetzen. Hier setzt der MLLV an und ergänzt die Fortbildungs- und Informationsveranstaltungen des Kultusministeriums, der Regierung von Oberbayern und des Schulamts um einen entscheidenden inhaltlichen und emotionalen Baustein. Es können hier alle kritischen Fragen gestellt werden, die einem in der Schulpraxis begegnen, ohne dass eine vorgesetzte Dienstbehörde dabei zusieht.
Grußwort
Der Fachliche Leiter des staatlichen Schulamts, Anton Zenz, gratulierte dem MLLV zu dieser neuen professionellen Veranstaltungsreihe und dem klug gewählten Namen. Seiner Meinung nach trage man als Schulleiter*in eine große Verantwortung, da man als Vorbild den gesamten Schulbetrieb in nicht unerheblicher Weise präge. Was man sich von anderen wünsche, müsse man vorleben. „Schulleitung und Schulamt sind Gesprächspartner, die sich gegenseitig unterstützen und sich auf Augenhöhe begegnen sollten. Gemeinsames Ziel ist, dass das Kind umfassende Bildung und umfangreiche soziale Entwicklung erfährt“, so Zenz. Das Thema Beurteilung beschäftige ihn seit 36 Jahren in unterschiedlichen Rollen. Er habe auch schon selbst oft zu dem Thema referiert. Letztes Jahr hatte der Leitende Schulamtsdirektor ein Jubiläum, er bekam seine zehnte dienstliche Beurteilung. Anton Zenz betont: „Die Beurteilenden müssen über eine hohe Fach- und Sozialkompetenz verfügen. Die Beratung nach einem Unterrichtsbesuch ist enorm wichtig, Beraten heißt positive Aspekte herauszustellen, Entwicklungsbedarfe aufzuzeigen und praktikable Lösungsvorschläge anzubringen.“ Das gehe nicht immer konfliktfrei von statten und mit diesen Konflikten umzugehen ist eine der angesprochenen Herausforderungen unserer Schulleitungen. Angehende Beurteilende sollten davor keine Angst haben, man wachse in diese Herausforderung hinein, da ist sich der Fachliche Leiter sicher.
Konzeptvorstellung
Die MLLV-Vorsitzende Waltraud Lučić freut sich, dass ihre Idee nun nach 1 ½ Jahren Vorbereitungszeit umgesetzt werden kann. Das Konzept steht, alle Verwaltungsebenen haben dieses begrüßt, Netzwerkpartner wurden eingebunden, Gelder akquiriert, Mentoren gewonnen, Module aufgesetzt, Coaches engagiert und der erste Probelauf startet mit der Auftaktveranstaltung.
Im Kultusministerium wurde der erste Baustein mit Stefan Graf und Dr. Gisela Stückl gesetzt. Im Netzwerk stellten Kultusministerium, Regierung, Coaches, Stiftungen, Pädagogisches Institut und MLLV die Maßnahmen für Schulleitungen vor und überlegten eine bedarfsgerechte Ressourcenverteilung und -gewinnung. Eine Arbeitsgruppe im MLLV stellte ein Konzept zusammen um Lehrkräfte für Führungspositionen zu motivieren, die Auswahl bei der Besetzung von Schulleiterstellen zu schaffen, Führungskräfte bestmöglich, dem Zeitgeist entsprechend, auszubilden und Schulleiterinnen und –leiter nicht allein zu lassen, sie also vorzubereiten und zu begleiten.
Das Angebot ist für MLLV-Mitglieder kostenlos. Lehrkräfte, die sich um eine Schulleitung beworben haben oder dies in naher Zukunft in Erwägung ziehen, können sich für „Herausforderung Schulleitung – einstimmen, begleiten, optimieren“ per Mail bewerben: herausforderung.schulleitung@mllv.bllv.de
Sie können sich für einzelne Fortbildungsmodule, einen Mentor oder/und ein Einzelcoaching anmelden. Die Vorsitzende verwies auf den Flyer.
Mentoren
Anschließend stellte Dr. Hoderlein–Rein die Mentorinnen und Mentoren vor.
GRUNDSCHULE
- Sibylle Kruschke GS Schäferwiese
- Martin Schmid GS Klenzestraße 48
- Gabriele Strehle GS Am Hedernfeld
- Michael Hoderlein-Rein GS Berg am Laim
MITTELSCHULE
- Christiane Klaue MS Knappertsbuschstraße
- Franz Josef Bruckbauer MS Am Gotzinger Platz
- Peter Wummel MS Eduard Spranger Straße
Der Mentee wählt sich seinen Mentor. Sie sprechen sich individuell untereinander ab wo, wann und wie sie zusammen arbeiten. Der MLLV erhofft sich, dass die angehende Schulleitung so ein großes Stück Sicherheit und Zutrauen zu sich selbst gewinnen kann.
Coaches
Der Global Executive Couch Franz Neumeyer, der dieses Konzept begleitet, stellte anschließend die Idee des Coachings vor. Er arbeitet seit 10 Jahren ehrenamtlich mit dem MLLV, dem BLLV, der Stadt München, der Regierung von Oberbayern und der LMU zusammen.
Die Coaches spendieren Zeit und Kompetenz, weil es laut Neumeyer im Bildungsbereich leider viel zu wenig Budget für diese so wichtige Arbeit gibt. Schulleiter*innen würden von den für sie zuständigen Dienstbehörden zu wenig auf diesen großen Schritt vorbereitet. Es gibt 4 Coaches und das Programm besteht aus 10 Stunden Einzelcoaching. Üblicherweise trifft man sich ein bis zweimal pro Monat für ein bis zwei Stunden. Die angehenden Schulleiter*innen legen die Ziele fest. Der Coach fungiert nicht als Berater, sondern hilft dabei, dass die zukünftigen Führungskräfte ein eigenes Muster erkennen und Handlungsmöglichkeiten herausarbeiten können. Alle Coaches, die sich für diese wertvolle Aufgabe zur Verfügung stellen, arbeiten mit hohen Stundensätzen in der Wirtschaft. Daher weiß der MLLV es sehr zu schätzen, dass diese professionellen Coaches dem MLLV eine Stunde für nur 50 € zur Verfügung stellen. Vielen Dank!
Anmeldung
Die Anmeldung für Mentoren und Coaches erfolgt zentral über die MLLV-Vorsitzende Waltraud Lučić und gegen Unterschrift. Wenden Sie sich an die Assistentin der Geschäftsstelle Sabine Ruth: 721001 808 Der MLLV muss Rechenschaft über die Sponsorengelder abgeben. Die angehende oder „junge“ Schulleitung erhält Schulungen für die der MLLV pro Person ungefähr 2000 € bezahlt. Der Wert ist um einiges höher, da sowohl Referenten als auch Mentoren und Coaches für eine geringe Aufwandsentschädigung ihre Kompetenzen dem MLLV zur Verfügung stellen. Ohne dieses Entgegenkommen wäre dieses Projekt nicht durchführbar. Ein herzliches Dankeschön für dieses Engagement.
1. Modul: Dienstliche Beurteilung
Der 1. BLLV Vizepräsident und stellvertretendes Vorstandsmitglied für die Gruppe der Lehrer an GS und MS im Hauptpersonalrat beim Staatsministerium für Unterricht und Kultus, Gerd Nitschke, referierte anschließend kompetent und umfassend zur dienstlichen Beurteilung. Kollegiale Unterstützung erhielt er vom MLLV Abteilungsleiter Dienstrecht und Besoldung, Oswald Hofmann, Vorstandsmitglied für die Gruppe der Lehrer an Förderschulen und Schulen für Kranke im Hauptpersonalrat. Neben der Erläuterung der rechtlichen und formalen Grundlagen und Abläufe der Dienstlichen Beurteilung, räumte Nitschke auch mit einigen Mythen auf, die sich zu dem Thema verbreitet hatten. Bestärkt wurden die Schulleitungen darin, das Recht für ihre Lehrkräfte durchzusetzen. Im KMS sind alle Anforderungen niedergeschrieben. Als Mythos erweist sich z. B. die Aussage: „Die erste Beurteilung beginnt mit der 5. Stufe“ oder „Bei einer Beförderung muss man automatisch zurückgestuft werden.“
An die Schulleitungen
Ein Appell an die Schulleitungen: Ihr Kollegium ist nur so stark wie sie sich für sie stark machen!
Der neue Kultusminister
Als ganz besonderer Gast kam der neue bayerische Staatsminister für Unterricht und Kultus, Bernd Sibler. Nicht alle glaubten an sein erscheinen, da im Landtag über das Polizeiaufgabengesetz diskutiert wurde. Er kam pünktlich. Das Erscheinen des Staatsministers zeigt sein Verständnis für die Anliegen der Schulleitungen und seine Wertschätzung für den MLLV, der diese vertritt. Vielen herzlichen Dank an Herrn Sibler!
Die Vorsitzende zeigte den Schulleitungen ihre Wertschätzung, indem sie ihr Grußwort wegen der Zeitnot zur Seite legte und den Schulleitungen sofort das Wort gab. Und sie wurde dafür mit einer beeindruckenden Szene belohnt. Nicht jammernd, klagend und schwach traten 10 Schulleitungen vor den Kultusminister, sondern ausdrucksstark, freundlich, fordernd! MLLV!
„Grüß Gott, Herr Staatsminister. Mein Name ist Martin Schmid. Ich leite ein mittelständisches Unternehmen. Ich sorge dafür dass…….“
10 mal hintereinander gesprochen, mit unterschiedlichen Personen und Aufgabenstellungen. Klar. Stark. Eindrucksvoll.
Die Statements zeigten die vielen unterschiedlichen Facetten und Herausforderungen ihres Berufsalltages auf. Sibler verstand die Botschaft der immer mehr überbordenden Fülle an Aufgaben und Herausforderungen und betonte, dass er die Situation der Schulleitungen sehr gut kenne und helfen möchte. Als kleines Zeichen des Ministeriums brachte er eine Stunde mehr Leitungszeit für die Schulleitungen mit.
„Ich bin in einem Zielkonflikt“, sagt Sibler, „Geld und Stellen wären da, aber die konkreten Köpfe noch nicht.“ Aufgrund der steigenden Geburtenzahlen, des Flüchtlingsstroms und des Zuzugs in den Ballungsraum München benötigen wir dringend mehr Lehrkräfte.
Staatsminister Sibler sieht die steigende Belastung der Schulleitungen und die immer mehr werdenden Aufgaben. Sein Rat an die anwesenden Schulleitungen ist: „Sagen Sie begründet auch mal nein! Suchen Sie sich ein bis zwei Themen im Jahr und machen Sie diese zu ihrem Kerngeschäft! Gehen Sie nicht in die Falle, alles leisten zu wollen!“
Versprechen. Bitte. Ankündigung.
Waltraud Lučić bedankte sich beim Minister und verabschiedete sich mit einem Versprechen, einer Bitte und einer Ankündigung:
Versprechen: Münchner Schulleitungen werden begründet „Neinsagen“ lernen!
Bitte: „Vertrauen Sie auf Ihre Schulleitungen und greifen sie auf ihre Kompetenz und ihr Wort zurück!“ Sie wissen wie Schule vor Ort tickt. Müssen Eltern am Kultusministerium gehört werden, wenn sie vor Ort die Sachlageklären könnten?
Ankündigung: Bevor ihre 100 Tage Amtszeit vorbei sind wird eine MLLV-Gruppe von Schulleitungen mit Ihnen ein Gespräch geführt haben, um „Nägel mit Köpfen“ zu machen. Im Anschluss hatten alle Gäste die Möglichkeit sich am Buffet auszutauschen und der Gesprächsbedarf war groß. Der Kultusminister hatte Eindruck hinterlassen.
Pressereferentin Kati Stein