Die Situation an den Universitäten im Wintersemester – war alles wieder „normal“?

„Studierenden wird nun ermöglicht, das Wintersemester in Präsenz zu absolvieren“ – So hieß es Mitte Oktober - zu Beginn des Wintersemesters - in den Nachrichten. Aber wie sieht die Situation nun tatsächlich aus? Viele Studierende sind erneut, entgegen den Versprechungen, die meiste Zeit zuhause im Online-Semester. Zoom-Meetings und asynchrone Online-Vorlesungen sind weiterhin die Normalität. Und das trotz dessen, dass den Universitäten und Hochschulen erlaubt wurde mit 3G-Regelung, Maskenpflicht und Abstand Seminare und sogar Vorlesungen mit mehreren 100 Personen abzuhalten. Letztendlich entschieden die Einrichtungen aber individuell. Den Fakultäten und Dozierenden wurde selbst überlassen, wie die jeweiligen Veranstaltungen und Kurse im Wintersemester ablaufen sollten. Diese unterschiedlichen Regelungen führten zu vielen verschiedenen, gemischt asynchronen und synchronen Online- sowie Präsenzveranstaltungen in den studentischen Stundenplänen. Einige Studierende wussten hiermit gut umzugehen und hatten Glück mit ihrer Planung. Andere wiederum mussten in den ersten Semesterwochen umplanen und Kurse neu an- und abmelden. Bettina Gneißl, Beisitzerin im Vorstand der Studierendengruppe München, beschreibt ihren Alltag im Hybridsemester:

„Besonders die Planung war sehr schwierig. Einige Dozent*innen wechselten ihre Veranstaltungsformen – ob der Kurs also online oder in Präsenz stattfindet - noch in den ersten Semesterwochen. Man konnte sich also nicht wirklich darauf verlassen, dass eine Veranstaltung so stattfindet, wie sie noch vor Semesterbeginn angekündigt wurde. Besonders ein Zoom-Meeting, das direkt nach einer Präsenzveranstaltung in der Uni stattfand, war schwer zu bewältigen. Denn zu Beginn des Semesters war zu großen Teilen unklar, welche Räumlichkeiten den Studierenden zur Verfügung stehen sollten, um ein Zoom-Meeting in der Uni durchzuführen. Für viele Studierende war nämlich die halbe Stunde zwischen den beiden Veranstaltungen zu wenig, um nach Hause zu fahren.“

Wie in diesem Zitat bereits erwähnt, war besonders die Planung vor Semesterbeginn für viele Studierende sehr schwierig. Denn den eigenen Stundenplan zu erstellen, ohne zu wissen, wie und unter welchen Voraussetzungen das Wintersemester aussehen soll, ist fast unmöglich. Die meisten Student*innen arbeiten neben dem Studium in einem oder mehreren Nebenjobs. Auch dort wollen die Arbeitgeber*innen wissen, wann gearbeitet werden kann. Neben den Schwierigkeiten in der Planung waren viele auch enttäuscht, doch wieder nur wenige Präsenzveranstaltungen besuchen zu können. „Es ist zwar nachvollziehbar, dass Dozierende und Fakultäten lieber den sicheren Weg einer Onlineveranstaltung wählten. Aber zuhause vor meinem Laptop zu sitzen, während man am Wochenende in Clubs gehen könnte und volle Fußballstadien im Fernsehen zu sehen sind, kann ich nicht wirklich verstehen oder nachvollziehen“, so Bettina Gneißl. Allerdings sollte hier erwähnt werden, dass das Semester bei vielen Studierenden ganz unterschiedlich aussah: „Ich habe auch von ganz vielen Kommiliton*innen gehört, dass sie fast nur in Präsenz sind. Aber eben von genauso vielen, dass sie fast nur Online-Kurse haben.“

Studierende wünschen sich für das kommende Semester also mehr Planungssicherheit. Dazu würde eine transparente Planung der Universitäten und der Fakultäten, sowie eine frühzeitige Kommunikation einen großen Teil beitragen.

Bettina Gneißl