Mebis Kontra

Als im Frühjahr 2020 die Schulen geschlossen wurden, setzte man seitens des Kultusminsteriums alle Hoffnungen auf mebis. Jahrelang vorbereitet und in den Schulen implementiert, sollte nun der Distanzun- terricht vollumfänglich über die digitale Plattform gewährleistet werden.

Es überrascht umso mehr, dass im Herbst 2020 plötzlich sei- tens des Kultusministeriums die Aussage kam, dass mebis nie für einen vollumfänglichen Einsatz im Distanzunterricht ent- wickelt wurde und dieses Tool technisch nicht in der Lage ist, einem längerfristigen, gleichzeitig erfolgten, flächendecken- den Zugriff standzuhalten.

Es erscheint als groteske Ironie, dass mebis be- reits am ersten Tag durch einen „Hackeran- griff“ außer Gefecht gesetzt werden konnte. Jedoch konnte die Plattform auch die weiteren Monate nicht wirklich viele Lehrkräfte überzeu- gen, wie bereits in der Vergangenheit. Alter- native Tools wurden für das „Homeschooling“ angeschafft – mebis schien vergessen zu sein. Doch warum? Loggt man sich in mebis ein, fällt einem auf, dass die Plattform sehr unübersicht- lich gestaltet ist. Man wollte ein universelles Tool entwickeln, das viele Ebenen und Funk- tionalitäten in sich vereint.

Das Ergebnis ist eine aufgeblähte Plattform, für deren Nutzung man - auch als Lehrer - unzählige Fortbildungen benötigt, um die Features gewinnbringend für den Unterricht bzw. dessen Planung einsetzen zu können. Schlichte Eleganz und damit verbunden eine einfache, selbsterklärende Handhabung wäre der bessere Weg gewesen.

Die generelle Handhabung der Plattform wird jedoch alltäg- lich von den Problemen überschattet, die noch mannigfaltig vorhanden sind und deswegen – zumindest in den Grund- und Mittelschulen – einen gezielten Einsatz von mebis verhindern. Es wäre zunächst sinnvoller gewesen, dafür zu sorgen, dass jeder Schüler einen Zugang zu einem digitalen Endgerät be- kommt. Der Ausbau eines flächendeckenden und stabilen WLANs in den Schulen fehlt und kommt in den letzten Jahren im Bereich der Digitalisierung nur schleppend voran. Bevor diese Variablen nicht optimiert werden, kann mebis nie sinnvoll eingesetzt werden und wird auch nicht für die Schullandschaft attraktiv.

Christian Gingele Kommunikationskoordinator

 

Liebes Kultusministerium,

nehmen Sie die Probleme, die mebis hat, ernst und berufen Sie einen Runden Tisch ein. Holen Sie so viel Unterstützung wie möglich zu diesem Treffen: Lehrkräfte, Schulleitungen, Kinder, aber auch Eltern. Erarbeiten Sie gemeinsam ein Konzept! Gestalten Sie die Benutzeroberfläche benutzerfreundlicher! Erhöhen Sie die Serverkapazität, damit auch ein zeitgleicher, großflächiger Zugriff auf die Plattform nicht in einem erneuten Desaster endet und vom Kultusminister sogar gefordert wird, Distanzunterricht nur für ausgewählte Jahrgangsstufen auszu- loben, um Serverprobleme zu umgehen! Sorgen Sie endlich dafür, dass alle Schüler ein digitales Endgerät besitzen. Treiben Sie den WLAN-Ausbau innerhalb der Schulen voran!

Dann kann man vielleicht in einigen Monaten davon sprechen, dass mebis Probleme hatte, aber man diese und die Benutzer ernst nahm und sie behob. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.

Christian Gingele 

 

Die vielen Probleme, die mebis mit sich bringt, sind nicht wegzudiskutieren. Dennoch kann auch ein lösender Ansatz gefunden werden.