Digitalisierung an Münchner Schulen

Der MLLV im Gespräch mit Vertretern der LHM

Am Montag, den 20.09.2021 trafen sich der MLLV, vertreten durch die drei Vorsitzenden, Berater für Digitalisierung, Florian Zeindl, und Dr. Tilman Buchner, ehrenamtlicher IT-Experte und Partner bei der Boston Consulting Group mit zwei Vertretern aus dem Referat für Bildung und Sport, Frau Schneider, die vor Ihrer Tätigkeit im IT- Bedarfsmanagement des RBS selbst Lehrerin war und Herrn Schmidbauer, der im IT-Referat für die Steuerung der Bildungs-IT verantwortlich ist.

Der MLLV wollte den aktuellen Stand der brandheißen Themen Lehrerdienstgeräte, WLAN / Glasfaser an Münchner Schulen und weitere Nutzung von MS Teams erfragen und diskutieren.

Der erste Vorsitzende Martin Schmid bemängelte, dass die Beschaffung und Auslieferung der Lehrerdienstgeräte zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Frau Schneider erwiderte, man würde 2021 insgesamt 10.000 Geräte ausliefern, was ca. 3/4 der Münchner Lehrerschaft entspräche. Des Weiteren würde die aktuelle Coronalage für eine Knappheit auf dem Hardwaremarkt führen, man bemühe sich jedoch um ehrliche und umfassende Kommunikation mit den Schulen.

Dritter Vorsitzender Dr. Michael Hoderlein-Rein zeigte sich erstaunt darüber, dass zuvor ausgelieferte iPads noch vor den Sommerferien wieder einberufen wurden – wohl wegen Aufspielen von Management Software –, diese Geräte jedoch noch immer nicht abgeholt wurden.

Ein weiterer wichtiger Punkt, die Installation von Glasfaser und insbesondere WLAN an Münchner Schulen, wurde angesprochen. Dr. Tilman Buchner zeigte Unverständnis darüber, dass es insbesondere während der Coronakrise kein pragmatisches Notfallkonzept gab. Herr Schmidbauer sprach die Problematik von älteren Gebäuden, in denen Netzwerkleitungen fehlen, an. Dr. Buchner würde sich wünschen, dass man deutlich pragmatischer an die Sache herangeht. Die technischen Konzepte und Produkte dazu sind überall verfügbar. Man kann in jedem Baumarkt Powerline Adapter kaufen, um auf Basis der vorhandenen Infrastruktur (Kupferkabel in der Wand) ein WLAN-Netzwerk aufzubauen. Das geht schnell und ist kostengünstig, wie das Beispiel der Grundschule an der Klenzestraße zeigt.

Er mahnte ebenso an, dass es kein kohärentes Digital Konzept für Schulen gibt. Die einzelnen Initiativen - Bereitstellung von Laptops, Entwicklungsaufträge für die BayernCloud und Visavid - sind nicht aufeinander abgestimmt. Es fehlt ein ganzheitliches Konzept, das, ausgehend von den Bedürfnissen von Schule ableitet, welche Softwareprodukte benötigt werden und wie die dazu notwendige IT-Infrastruktur in Form von mobilen Endgeräten (Laptops) sowie WLAN-Versorgung aussehen müssen; gepaart mit einem Zeit- und Ressourcenplan, der darauf abzielt, dass die Digitalisierung von Schulen nicht in zwei bis drei Jahren erfolgt, sondern in den kommenden sechs bis neun Monaten. Buchner forderte ein ambitioniertes Vorgehen von allen Beteiligten, wir haben keine Zeit zu verlieren, die Lernrückstände durch Corona wieder aufzuholen. Hier kann Digitalisierung helfen!

Florian Zeindl, selbst Gymnasiallehrer, der mit Gymnasium, Mittelschule und FOS/BOS drei Schularten aus der Praxis kennt, zeigte sich schockiert, dass insbesondere im Grund- und Mittelschulbereich die Digitalisierung so spät begonnen hat. Man hat beispielsweise bis vor kurzem Stunden- und Vertretungspläne noch an Stecktafeln erstellt – dies wäre im Gymnasialbereich und an Beruflichen Schulen undenkbar. Frau Schneider erwiderte, man habe nun mit EduPage ein standardisiertes System zur Schulorganisation eingeführt und auch vorher gab es schon digitale Programme. Herr Zeindl hält es für wichtig, dass die Einrichtung und Administration von Schul-IT, sei es Hardware oder Software, nicht länger auf Lehrkräfte abgewälzt werden könne. Gerade im Bereich der Grund- und Mittelschulen fehlen, naturgemäß, studierte Informatiklehrkräfte. Es ist also Glücksache, ob man im Kollegium jemanden hat, der (teils aus dem Hobbybereich) Kompetenzen im IT-Bereich mitbringt. Viele Schulen seien so mit der Einrichtung und dem Management von moderner Hard- und Software überfordert – und bleiben so auf der Strecke. 

Zum Schluss wird das Thema Weiternutzung von MS-Teams diskutiert. Auch das RBS bekommt, ähnlich wie der MLLV, keine konkreten Antworten von Seiten des Staatsministeriums, ob und wie eine Weiterführung von MS Teams möglich sein kann. Dr. Buchner regt eine Datenschutzfolgeabschätzung an, die juristisch Klarheit schaffen könne. Ebenso wird die Stadt Nürnberg als Vorbild genannt. Der MLLV und die Vertreter des RBS sind sich einig, dass MS Teams vom Umfang und auch der Qualität von Seiten des öffentlichen Dienstes nur schwer übertroffen werden können. Herr Zeindl und Dr. Buchner sind sich beispielsweise einig, dass die Einführung von Visavid, ohne richtiges Identitätsmanagement eigentlich so nicht sinnvoll war – man ist deshalb wenig optimistisch, dass die BayernCloud Schule, wenn sie denn bis 2024/25 vollständig zur Verfügung stehen sollte, ein MS Teams ersetzen kann. Herr Zeindl lobte hier die LHM-S, die im April 2020 in Rekordtempo Münchner Schulen mit einem Tenant ausgestattet hat und maßgeblich den digitalen Unterricht an Münchner Schulen möglich gemacht hat – man dürfe diese Erfolge nicht verspielen. MS Teams bietet insbesondere für junge und schwache Schülerinnen und Schüler eine unerreichte Nutzerfreundlichkeit – das Interface stammt aus der modernen Lebenswelt der Jugendlichen – offizielle Systeme, wie das klassische Beispiel mebis, seien zu kompliziert, sorgen so oft für Frust und Aufgabe. Die Hürden sind hier zu hoch, um alle ins Boot zu holen.

Wir bedanken uns bei Frau Schneider und Herrn Schmidbauer, die uns Rede und Antwort standen und sich die Bedürfnisse an Münchner Schulen angehört haben.

Florian Zeindl, Berater für Digitalisierung im MLLV