MLLV fordert Campusmanagement für Freiham
Mit dem „Bildungscampus Freiham“ bringt die Stadt München im Herbst ein gigantisches Projekt an den Start: Der Campus ist auf 3000 Schüler ausgelegt, die vier verschiedene Schulen besuchen werden. Die Chance: Der Campus wird zum sozialen und kulturellen Mittelpunkt des neuen Stadtquartiers Freiham. Hier sollen Integration und Inklusion gelebt und erlebt werden können.
Damit diese Vision Wirklichkeit wird, muss den Schulen ein Management zur Seite gestellt werden, das alle Institutionen und Akteure koordiniert und für die nötigen pädagogischen Abstimmungen zuständig ist. Diese Forderung wurde bereits 2013 im Rahmen der „Zukunftswerkstatt“ für den Bildungscampus Freiham erhoben, die mit reger Beteiligung des MLLV stattfand.
Aktuell hat der MLLV den Verantwortlichen ein umfangreiches Positionspapier vorgelegt. Die Kernforderungen:
1. Alle Schulleitungsteams des Bildungscampus Freiham brauchen zusätzliche Anrechnungsstunden und Zeitbudgets, die dem Campuskonzept entsprechen!
2. Zur organisatorischen Koordination und pädagogischen Abstimmung aller Akteure auf dem Bildungscampus Freiham und im Quartier ist ein bedarfsgerechtes Management nötig. Landeshauptstadt München und Freistaat Bayern sind gefordert, ein tragfähiges Gesamtkonzept zu erarbeiten.
Ein Vorbild: Campus Rütli
Der Bildungscampus Freiham hat international renommierte Vorbilder, so etwa die „Vensterschool“ in Groningen/NL und den Bildungscampus in Berlin-Neukölln. Angesichts der Fülle an Aufgaben wurden beide Projekte ganz bewusst mit einer zentralen Koordinationseinheit ausgestattet. So ist im Campus Rütli seit Jahren eine „Verwaltungsleiterin“ (Vollzeitstelle, finanziert vom Bezirk Neukölln) für zentrale organisatorische Aufgaben zuständig. Zudem wurde in Berlin bereits vor einiger Zeit erkannt, dass für die pädagogische Abstimmung eine weitere Vollzeitstelle (finanziert vom Senat des Landes Berlin) erforderlich ist. Demnächst wird eine „Campusmanagerin“ diese Aufgaben übernehmen. Ausrichtung und Zuschnitt dieser Stellen sind insofern besonders beachtenswert, da sich auf dem Campus Rütli lediglich eine einzige Gemeinschaftsschule mit 1000 Schülern neben diversen weiteren Einrichtungen etwa aus den Bereichen Jugend- und Familienhilfe befindet.
München sollte sich bei der Ausstattung des Bildungscampus Freiham unbedingt an den Erfahrungen dieser Erfolgsmodelle orientieren! Den Schulleitungen kein übergreifendes Campusmanagement an die Seite zu stellen hieße, die Campusidee zu ignorieren. Alle innovativen Aspekte würden angesichts der ohnehin sehr begrenzten personellen Ressourcen für Schulleitungen einem überlasteten Schulalltag zum Opfer fallen. So sind die zeitlichen Rahmenbedingungen für Verwaltungsangestellte generell unzureichend, weiter haben Schulleitungsmitglieder trotz permanent steigender Aufgaben zu hohe Unterrichtsverpflichtungen bei zu geringer Verwaltungszeit. Nur wenn die Schulleitungen des Bildungscampus Freiham den Rücken frei haben und sich auf die besonderen Maßnahmen wie Schulaufbau, Schulentwicklung, ganztägige Betreuung, Integration und Inklusion konzentrieren können, werden sie gemeinsam mit den anderen Akteuren die enormen Herausforderungen dieses Bildungsprojektes meistern können.
Martin Göb-Fuchsberger