Das letzte Mal

trage ich Verantwortung für diese Münchner Lehrerzeitung. 16 Jahre lang habe ich mir die Nächte wegen dem Redaktionsschluss um die Ohren geschlagen. Der lang geplante Termin stürzte immer plötzlich über mich ein. Und stets war dabei noch so viel anderes zu tun. Und immer bat ich die Redakteurin um mehr Zeit. Und jedes Mal habe ich mir vorgenommen: das nächste Mal gibst du alles pünktlich ab damit Sabine Sattler systematischer arbeiten kann und Maria Brandenburg, die Layouterin, nicht wieder ein Wochenende dranhängen muss. Es kam immer etwas dazwischen. Dieses Mal, das letzte Mal, kam meine letzte Delegiertenversammlung dazwischen. Meine fünfte Delegiertenversammlung. Sie sollte etwas Besonderes werden. Es sollten Barbara Mang, 16 Jahre lang 2. Vorsitzende, Oswald Hofmann, 32 Jahre lang Leiter der Abteilung Dienstrecht und Besoldung und ich, 16 Jahre lang 1. Vorsitzende, verabschiedet werden. Es sollte eine neue kraftvolle Verbandsführung gewählt werden, und die Geschicke der Münchner Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher weiterhin lenken.

So wird es am 14. November geschehen. Dennoch anders, als wir das geplant und vorbereitet hatten. 

Im Coronajahr 2020 ist alles anders: 

Die Delegiertenversammlung wird eine “Sonderedition” ohne Festveranstaltung. Aber sie findet statt, mit Arbeitssitzung per Video und Briefwahl. Der MLLV bleibt handlungs- und wirkungsfähig. 

Das muss er auch sein. Gerade in einer Zeit, in der Lehrkräfte und Erziehungspersonal, systemrelevante Personen, Hervorragendes leisten und die Kinder nicht alleine lassen: obwohl sie sich selbst alleine gelassen fühlen, 
obwohl der Lehrer-und Erziehermangel die Situation fast nicht leistbar macht, 
obwohl die Falschmeldungen um die Digitalisierung vom eigentlichen Problem ablenken, 
obwohl die Unsicherheiten Eltern und Lehrkräfte langsam entzweien– und das, obwohl die Pädagoginnen und Pädagogen das Letzte für das Wertvollste unserer Gesellschaft geben,
obwohl die zusätzlichen und neuen Aufgaben überborden,
obwohl die Wertschätzung und Anerkennung fehlen. 

Das letzte Mal kann ich mich bei Ihnen als MLLV-Vorsitzende bedanken und Ihnen allen meine Hochachtung und meinen Respekt aussprechen.

Zum letzten Mal möchte ich mich bei Ihnen bedanken für die Unterstützung und Loyalität, die ich all die Jahre spüren durfte. Ich habe meine Arbeit gerne gemacht und bedanke mich für das Vertrauen, das Sie mir 16 Jahre entgegengebracht haben. Vertrauen und Wertschätzung haben mich all die Jahre getragen und mich die Arbeit mit Freude, ja Begeisterung verrichten lassen.

Das Miteinander ist so einfach: gegenseitiges Vertrauen und Wertschätzung.

Hochachtungsvoll, in Liebe und Dankbarkeit 

Ihre
Waltraud Lucic