Aktuelle Situation der Ausbildung der Referendarinnen und Referendare des Seminars 20/22, Beginn September 2020

Das Referendariat ist das Bindeglied zwischen Studium und Berufsleben für die bayerischen Lehrerinnen und Lehrer. Dort sollen die Absolventinnen und Absolventen der Lehramtsstudiengänge den Feinschliff erhalten, bevor sie eigenverantwortlich und als vollwertige Lehrkraft die bayerischen Schülerinnen und Schüler unterrichten werden. Dadurch wird dem Referendariat eine große Verantwortung zuteil, die Referendarinnen und Referendare bilden und erziehen letztendlich für rund 40 Jahre tausende Schülerinnen und Schüler.

Durch die Covid-19 Pandemie werden diverse Abläufe des Alltags, aber auch des Ausbildungswesens, massiv gestört: Schulen werden geschlossen und geöffnet, Ausgangssperren verhängt und Kontaktbeschränkungen erlassen. An den bayerischen Universitäten werden neue Prüfungsformate, beispielsweise Online-Prüfungen, geschaffen, damit die Studierenden trotz Pandemie zügig ihren Berufsabschluss erhalten.

Eine ähnliche Flexibilität vermisst man jedoch im Vorbereitungsdienst für das Lehramt am bayerischen Gymnasium.

Die Referendarinnen und Referendare des Jahrgangs Februar 2020/22 mussten teilweise über ein Jahr auf das Ablegen ihrer ersten Prüfungslehrprobe (PLP) warten, die normalerweise innerhalb des ersten Halbjahres absolviert wird. Dementsprechend verdichten sich nun die Prüfungsleistungen, die sich sonst auf eineinhalb Jahre verteilen (zwei bis drei PLP und eine schriftliche Hausarbeit) auf ein einziges Halbjahr. Auch der Jahrgang September 2019/21 erlebt mit andauernden Verschiebungen und kurzfristen Absagen von PLP ein Referendariat unter deutlich erschwerten Bedingungen.

Dieser Trend setzt sich nun auch im Jahrgang September 2020/22 fort. Eine nicht-repräsentative Umfrage innerhalb dieses Jahrgangs (62 Teilnehmer) hat ergeben, dass erst 13 % der Referendarinnen und Referendare ihre erste Lehrprobe abgehalten haben, die eigentlich bis zum Ende des abgelaufenen Schulhalbjahres fällig war. Nach aktuellem Stand sollen die ausstehenden Lehrproben bis zum Ende dieses Schuljahres an den Einsatzschulen gehalten werden. Ein Vorhaben, das mit Blick auf das aktuelle Infektionsgeschehen sehr ambitioniert wirkt. Problematisch wird es vor allen Dingen dadurch, dass seitens des Kultusministeriums keine weitere Konkretisierung dieses Plans angegangen wird. Die Schulen mit den entsprechenden Seminarvorständen stehen, zusätzlich zu all den bereits vorhandenen Aufgaben, vor der Herkulesaufgabe, diesen Plan umzusetzen. Dazu werden den Referendarinnen und Referendaren bayernweit Termine genannt, zu denen sie sich festlegen müssen, in welchem Fach und welcher Klasse sie ihre 1. PLP halten möchten, teilweise ohne, dass sie ihre Klassen überhaupt kennenlernen konnte (wegen Distanz- bzw. Wechselunterricht).

Damit die Chancengleichheit innerhalb des Ausbildungsjahrganges gewährt bleibt, fordere ich daher das Kultusministerium dazu auf, eine klare Anweisung für das weitere Vorgehen in Bezug auf das Abhalten der 1. PLP herauszugeben. Im Rahmen der oben genannten Umfrage halten 77 % der Referendarinnen und Referendare das Ersetzen der 1. PLP durch ein Prüfungsgespräch gegenüber dem Aufschieben für die bessere Option.

Dennis Frank, Fachgruppe Gymnasium des MLLV

In den folgenden Grafiken finden Sie die weitere Auswertung der Umfrage.