Bilanz des MLLV zum Schuljahresende

Das Schuljahr 2020/21 hielt unter den Vorzeichen der Corona-Pandemie und des sich weiter verschärfenden Lehrermangels besonders viele Herausforderungen für unsere Schulen bereit. Leider mussten unsere Kolleg*innen häufig erleben, dass ihre durchaus berechtigten Sorgen auf Seiten des Dienstherrn und der Stadt München als Sachaufwandsträgerin nicht zu den erhofften schnellen Unterstützungsmaßnahmen geführt haben.

FFP2-Schutzmasken

Große Hoffnungen verbanden sich zunächst mit der medienwirksamen Ankündigung des Kultusministers im vergangenen Herbst, FFP2-Schutzmasken für Lehrkräfte an die Schulen zu liefern. Als dann klar wurde, dass die wenigen und um Wochen verspätet gelieferten Masken lediglich den KN95-Standard aufwiesen und nur für besondere Gelegenheiten vorgesehen waren, intervenierte der MLLV umgehend, leider ohne Erfolg. Auch die Pädagog*innen an den städtischen Kitas wurden nicht bedarfsgerecht ausgerüstet.

Wer seine Gesundheit im Präsenzbetrieb bestmöglich schützen will, was ja auch nicht zuletzt im Sinne des Dienstherrn bzw. Arbeitgebers sein sollte, muss sich bis heute auf eigene Kosten Masken besorgen. Andere Arbeitgeber stellen ihrem Personal selbstverständlich kostenlos Masken zur Verfügung.

CO2-Ampeln und Lüftungsanlagen

Hygienische Raumluft an Schulen und Kitas ist für den MLLV schon wesentlich länger Thema als in der öffentlichen Diskussion. Frühzeitig klärten wir sachlich fundiert auf und forderten eine Erweiterung des staatlichen Förderprogramms für mobile Luftfilter um die Förderung von Lüftungsanlagen, da nur diese den gewünschten Infektionsschutz mit finanzieller und ökologischer Nachhaltigkeit verbinden.

Wir stellten der Stadtspitze unsere Expertise zur Verfügung und unterstützten sie öffentlich in ihrer ablehnenden Haltung gegenüber den mobilen Filtergeräten. Zugleich mussten wir erleben, wie spät die Stadt das staatliche Förderprogramm für CO2-Sensoren in Anspruch nahm. Die Geräte kamen großenteils erst am Ende der Erkältungszeit und nach der Hauptheizperiode an den Schulen an!

Immerhin: Als wir die Rathauskoalition Mitte Mai auf die neuen Fördermittel der Bundesregierung für Lüftungsanlagen aufmerksam machten, reagierte sie prompt mit einem Antrag für ein erstes Pilotprojekt.

Angesichts des immensen Bedarfs an Lüftungsanlagen, den nötigen baulichen Leistungen und den damit verbundenen Investitionskosten ist nachvollziehbar, dass unsere Forderungen nicht umgehend aufgegriffen wurden. Wir haben durch unsere intensive politische Arbeit jedoch zweifellos dazu beigetragen, dass die langfristigen Vorteile von Lüftungsanlagen nun von den Verantwortlichen in der Stadt und in der Staatsregierung anerkannt sind. So umfasst das neue Förderprogramm der Staatsregierung nun auch Lüftungsanlagen.

Corona-Selbsttests

Der MLLV hat von Anfang an regelmäßige Corona-Tests von Pädagog*innen und Schüler*innen gefordert, da diese trotz erheblicher Ungenauigkeit einen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie leisten, der nicht unterschätzt werden darf. Dabei forderten wir vehement ein, dass die Tests möglichst kindgerecht als Spucktests, von geschultem Fachpersonal in geschütztem Rahmen oder zuhause von den Eltern durchgeführt werden. All das wurde bekanntlich ignoriert.

Die eingeführten Schüler-Selbsttests führten zu weiteren Einschränkungen der Aussagekraft der Testergebnisse, pädagogisch unverantwortbaren Stigmatisierungen positiv Getesteter vor der ganzen Klasse und erhöhten Infektionsrisiken durch Niesattacken im Klassenzimmer ohne Maske.

Digitalisierung

Die Entwicklung einer Kultur der Digitalität an Schule ist ein wichtiger Baustein ganzheitlichen Lernens und entspricht der zukünftigen beruflichen Lebenswirklichkeit unserer Schülerinnen und Schüler.

Digital gestütztes Arbeiten verfehlt jedoch seinen Einsatzzweck, wenn nur digitale Endgeräte, Tastaturen und Ladekoffer angeschafft werden. Vielmehr benötigt es nun ein auf die jeweilige Schulart angepasstes Lern- und Nutzungskonzept, das den digitalen Datenaustausch vereinfacht, Kommunikationswege erleichtert und den individuellen Lernweg der Schülerinnen und Schüler begleitet.

Die vollständige und bedarfsorientierte Ausleuchtung mit leistungsfähigem W-Lan ist hierfür lediglich eine Grundvoraussetzung – von der wir noch weit entfernt sind. Auch die Bereitstellung eines Videokonferenzsystems mit cloudbasiertem Datentransfer ist nur ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Eine Chance der digitalen Kultur an Schule: Selbstgesteuertes und individualisiertes Lernen! Hierzu müssen passende Fortbildungsangebote entwickelt werden, die den didaktisch – methodischen Rahmen neuer Lernszenarien vorstellen.

Der MLLV fordert, den Fokus aber ebenso auf die Bereitstellung digitaler Schulbücher, Lizenzen und Lernprogramme zu legen. Hier müssen Märkte sortiert, nach einer Qualitätsprüfung Empfehlungen ausgesprochen und dementsprechend Budgets bereitgestellt werden.

Die Bereitschaft zur Nutzung digitaler Lösungen und Anwendungen unter unseren Kolleginnen und Kollegen ist groß. Laut unserer Umfrage nutzten beispielsweise 91,2% der Lehrkräfte das Tool MS Teams - 96,7% würden es gerne weiter nutzen!

Personalmangel

Das Kultusministerium hat durch eine falsche Personalpolitik über Jahrzehnte und konsequente Schönfärberei bis heute den gravierenden Personalmangel insbesondere an den Grund-, Mittel- und Förderschulen zu verantworten. In erster Linie müssen Lehrkräfte diesen Notstand tagtäglich überbrücken und zugleich schmerzhafte Einschnitte etwa im Bereich Teilzeit hinnehmen.

Schüler*innen, insbesondere denen, die besonders dringend Unterstützung bräuchten, werden schon lange essentielle Förderangebote und damit das Menschenrecht auf optimale Bildung systematisch entzogen. Ein Ende ist nicht in Sicht – und daran ist nicht „Corona“ schuld!

In dieser Situation werden Schulleitungen vom Dienstherrn aufgefordert, durch eine aufwändige und oftmals erfolglose Akquise unqualifizierter Personen nicht nur kurzfristige „Förderangebote“ anzubieten, sondern auch absehbare Lücken in der Regelunterrichtsversorgung zu schließen. „Gemeinsam.Brücken.bauen“ ist kein pädagogisch sinnvolles Konzept, sondern eine ineffiziente und pädagogisch nahezu wertlose Scheinmaßnahme, die den Profis an unseren Schulen die letzten Kraftressourcen entzieht!

Dauerhafte Überlastung und Flickschusterei zerstören die Attraktivität eines eigentlich sinnstiftenden und erfüllenden Berufsfeldes. Nicht zuletzt: Wenn fast jede*r zum Dienst in der Schule als geeignet gilt, wird das öffentliche Ansehen unseres Berufsstandes ruiniert. Werbung und warme Worte werden nicht für den nötigen Nachwuchs sorgen.

All das hat der MLLV wiederholt auf allen Kanälen unmissverständlich kommuniziert und angeprangert.

Der MLLV fordert:

Lehrkräfte, Schulleitungen und Pädagog*innen sind in Zeiten des Personalmangels extrem gefordert. Hinzu kommen die Herausforderungen durch die Corona-Pandemie. Anstatt unseren Kolleg*innen immer mehr Aufgaben aufzubürden, die nicht zu ihrem Berufsfeld gehören (z. B. Personalakquise oder medizinische/labortechnische Maßnahmen), muss es die vorrangige Aufgabe des Dienstherrn sein ihre Gesundheit optimal zu schützen und durch langfristige solide Planungen für angemessene dienstliche Rahmenbedingungen zu sorgen!

Die Erfahrungen des vergangenen Jahres lehren: Die Situation vor Ort und die Expertise der Betroffenen an den Schulen dürfen nicht länger ignoriert werden! Anerkannte pädagogische und technische Standards müssen nachhaltig umgesetzt werden, auch wenn das mehr kostet! Unsere Grund-, Mittel- und Förderschulen dürfen nicht an die Wand gefahren werden! Es ist Fünf vor Zwölf!

Es ist jetzt Zeit für Wertschätzung, Ruhe und Erholung aller Kolleg*innen

Durch unsere ausdauernde, professionell und mehr als herausfordernde Arbeit haben alle Lehrerinnen und Lehrer, die Schulleiterinnen und Schulleiter und alle in der Schulverwaltung tätigen Personen Wertschätzung, Anerkennung und uneingeschränktes Lob verdient. Von der Politik, von der Gesellschaft und von den Eltern.

Wir schließen uns der Forderung unserer Präsidentin Simone Fleischmann voll an: Nämlich Ruhe für alle Kolleginnen und Kollegen in der Ferien!

Dazu wünschen wir Ihnen allen den nötigen Abstand, die dringend nötige Entspannung und eine Auszeit ohne jegliche Belastungen.

Wir  bleiben auch in den Ferien für Sie am Ball. Gespräche mit der Stadtspitze zu den oben genannten Themengebieten stehen bereits im August an. Wir informieren sie weiter.

Es grüßen sie herzlich

Martin Schmid

(1. Vorsitzender)

Isabel Franz

(2. Vorsitzende)

Michael Hoderlein-Rein

(3. Vorsitzender)