Blickpunkt

Gelungener Schulstart?

Der Blickpunkt zu einem neuen Schuljahr soll genau wie eine Neujahrsansprache einen positiven Ausblick geben. Für uns Lehrerinnen und Lehrer beginnt ein neues Schuljahr ähnlich spannend wie ein neues Kalenderjahr. Mit vielen neuen Erwartungen, Wünschen und guten Vorsätzen an uns, die Schulfamilie sowie die Politik. Aber nicht zuletzt auch mit Hoffnungen, dass die bestehenden Probleme im Bildungssystem deutlich angesprochen und verbessert werden.

Was ist eigentlich positiv an diesem Schulstart?

Natürlich – wir starten in Präsenz und sind sehr dankbar dafür. Mit Vorfreude auf Kolleginnen und Kollegen, Schülerinnen und Schüler konnten wir gemeinsam in das neue Schuljahr starten. Das gesamte Schulpersonal war aber von Beginn an gefordert, die täglichen Herausforderungen anzugehen. Neben den bekannten Aufgaben der ersten Wochen, kamen ab dem ersten Schultag die Organisation von Pooltests hinzu, die in der Grundschule eine enorme Leistung der Kolleginnen und Kollegen vor Ort bedeuten. Der Schulstart ist geglückt, weil engagierte Schulfamilien ihre Arbeit trotz widriger Umstände hervorragend gemeistert haben.

Doch wie startete die Unterrichts- und Personalplanung vor Schulbeginn?

Auch hier wollen wir die Situation zunächst positiv betrachten, dass die Schulen durch Substitutionskräfte Unterstützung in einer beispiellosen Notlage bekommen haben. Schließlich ist ein Mensch ohne Lehramtsausbildung vor der Klasse besser, als kein Mensch vor der Klasse – da sind wir uns einig. Viele Kolleginnen und Kollegen haben sich demnach in den letzten Wochen sehr viel Zeit genommen, um neue Substitutionskräfte zu suchen, einzulernen, ihnen eben das Wichtigste aus ihrer insgesamt 6-jährigen Ausbildung innerhalb weniger Tage beizubringen und natürlich noch schnell die Besonderheiten jeder Schule zu vermitteln sowie auch hier einen guten Schulstart zu ermöglichen.

Nachdem die Schulen und selbstverständlich auch die Substitutionskräfte ihr absolut Bestes gegeben haben, um gut in das Schuljahr starten zu können, lief die organisatorische Unterstützung dienstvorgesetzter Behörden mehr als holprig. Hier hätte man sich gewünscht, dass die Wichtigkeit eines geregelten Schulstarts auch auf dieser Ebene erkannt wird.

Das Gegenteil war der Fall. Es waren reihenweise Sperrungen der Substitutionskräfte und Teamlehrkräfte im System vermerkt, da die Bewerbungen noch nicht bearbeitet werden konnten. Was für den Alltag heißt, die Teilnahme an den Anfangskonferenzen war ebenso verboten, wie das Unterrichten in der Klasse. Mobile Reserven konnten für diese Fälle nicht beantragt werden, Stunden sollten abgesagt werden, es handle es sich ja meist „nur“ um Deutsch Plus Stunden. Auch im normalen Regelunterricht mussten diese zusätzlichen Kräfte eingesetzt werden. Kunst in der 3./4. Stunde absagen? Und wer beaufsichtigt die Klasse?  Die Schulfamilie vor Ort wird schon eine Lösung finden – haben wir – wie immer.

Unsere Stiftung für Münchner Lehrerinnen und Lehrer und Schulpersonal erreichten Anfragen, ob wir finanziell aushelfen könnten, da die Bewerbung der Substitutionskräfte noch nicht bearbeitet wurde und auch nicht sicher ist, ab wann man genau sein erstes Gehalt bekommen wird. Die laufenden Kosten und die Miete müssen natürlich weiter gezahlt werden. Geht man so mit Menschen um, die aushelfen, das katastrophale Personalmanagement der letzten Jahre aufzufangen?

Ich wünsche mir wirklich eine Strategie – wie lautet der Plan für die Personalsituation an bayerischen Schulen?

Isabel Franz, 2. Vorsitzende MLLV