Der MLLV bleibt dran: Lüftungsanlagen statt mobiler Raumluftreiniger!

Wir brauchen eine nachhaltige Lösung für Schulen und Kitas statt teure Flickschusterei!

Es gibt wenig Gutes an Corona, einen positiven Effekt hat die Pandemie allerdings zweifellos: Endlich wird öffentlich über die Notwendigkeit diskutiert, in Klassenzimmern und Kitas für gute Luft zu sorgen.

Seit langem ist bekannt, dass zu hohe CO2-Konzentrationen, Feinstaub, Mikroorganismen, flüchtige Schadstoffe etc. in der Raumluft gesundheitsschädlich sind und das Lernen beeinträchtigen. Empirisch belegt ist außerdem seit Jahren, dass im Alltag meist viel zu wenig gelüftet wird, um für den notwendigen Luftaustausch zu sorgen. Entsprechende Grenzwerte sind längst gesetzlich festgelegt.

Nur: Im Gegensatz zur freien Wirtschaft oder auch zur Landwirtschaft werden diese im Bildungsbereich weithin ignoriert. Während Büros, Geschäfte und Ställe seit Jahrzehnten mit automatischen Lüftungsanlagen ausgestattet werden, begnügt man sich mit Appellen an das pädagogische Personal, doch bitte für ausreichendes Lüften zu sorgen. Mit wenig Erfolg: Studien ergeben, dass die Richtwerte für gesunde Luft in fast allen Räumen verfehlt werden, teilweise findet sich z. B. mehr als vier Mal so viel CO2 wie maximal erlaubt.[1]

Besteht die Lösung nur darin, dass Lehrkräfte und Erzieher*innen richtiges Lüften endlich voll auf den Schirm bekommen? Sicher nicht. Um z. B. ein voll belegtes Klassenzimmer vorschriftsgemäß zu lüften, müssten alle Fenster alle 20 Minuten mindestens fünf Minuten lang vollständig geöffnet werden. Nur bei Querlüftung bzw. Durchzug erfolgt ein vollständiger Luftaustausch auch bei ungünstigeren Wetterlagen. Im Winter heißt das: Jacken und Mützen an, alles gut festhalten, wir lüften! Danach ist außerdem die Raumluft zu trocken, schlecht für Schleimhäute (erhöhte Erkältungsgefahr) und Stimme.

Dieser kleine Einblick zeigt: Richtiges Lüften ist aufwändig, unangenehm und im Alltag schlichtweg oft nicht machbar. Last but not least: Wer sich darum bemüht konsequent zu lüften, lüftet so viel Heizenergie buchstäblich zum Fenster hinaus, dass so manche Heizungsanlage ins Straucheln gerät und die CO2-Bilanz verheerend ausfällt. Nachhaltigkeit sieht anders aus! Auch das sieht übrigens der Gesetzgeber längst so.[2]

Wer gute Luft in Schulen und Kitas will, kommt um einen alltagstauglichen Luftaustausch nicht herum. Wer außerdem will, dass Nachhaltigkeit auch in Schule und Kita gelebt und die geltenden Umweltschutzgesetze eingehalten werden, braucht Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung. Das ist Fakt.

Kultusminister Michael Piazolo hingegen hat mit seinem Förderprogramm für mobile Luftreiniger noch immer nur den Infektionsschutz im Blick. Diese Geräte sorgen ja gerade nicht für die notwendige Frischluftzufuhr! Zudem sind sie in der notwendigen Betriebsstufe oft so laut, dass sie nur auf niedriger Stufe betrieben werden und somit noch nicht einmal für ausreichenden Infektionsschutz sorgen können.

[1] https://www.lgl.bayern.de/downloads/gesundheit/doc/alt/luft_ergebnisse.pdf

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Gebäudeenergiegesetz

Hier eine kompakte Übersicht:

Es darf nicht um die Frage gehen ob, sondern wie auf nachhaltige Weise endlich für gute Luft in unseren Klassenzimmern und Kita-Gruppenräumen gesorgt wird. Die Antwort liegt auf der Hand: Anstelle einer teuren und auch recht kurzlebigen Investition in Luftreiniger (dieses Geld kann ja auch leider nur einmal ausgegeben werden) treten wir auch weiterhin entschieden für die Ausstattung aller Klassenzimmer und Gruppenräume mit Lüftungsanlagen ein. Dies entspricht u. a. auch der Position der Innenraumlufthygienekommission des Umweltbundesamtes[1] und der aktuellen Leitlinie des Bundesbildungsministeriums zum Schulbetrieb in der Corona-Pandemie.

Dass eine Nachrüstung im Gebäudebestand in der Regel einfach und schnell möglich ist, zeigt das Beispiel der Allgäuer Gemeinde Rammingen, die ihre Grundschule noch vor Weihnachten 2020 komplett ausgestattet hat. Pro Klassenzimmer sind lediglich ein lärmgedämmtes, vollautomatisches und wartungsarmes Gerät zur Deckenmontage mit Stromanschluss und zwei Kernbohrungen für Zu- und Abluftkanal nötig. Durch den integrierten Wärmetauscher bleibt die Heizenergie erhalten, manuelles Lüften wird komplett überflüssig, im Klassenzimmer stehen keine Geräte mit Kabel herum... 

In diesem Beispiel beliefen sich die Kosten auf 15.000 € pro Klassenzimmer. Diesen Kosten sind dauerhaft eingesparte Heizkosten, der Wegfall des Luftreinigers inkl. Betriebs- und Folgekosten etc. gegenzurechnen. Somit ergibt sich für viele Kommunen als Sachaufwandsträger vor allem zu Beginn ein Finanzierungsproblem, das durch ein geeignetes Förderprogramm des Freistaats gelöst werden könnte. Mehrkosten im laufenden Betrieb sind hingegen im Gegensatz zu Reinigungsgeräten nicht zu erwarten.

Martin Göb-Fuchsberger

[1] https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/corona-in-schulen-luftreiniger-allein-reichen-nicht