Münchner Schulpreis | 3. Preis für die Städtische Berufsoberschule „Nelson Mandela“

Eine Schülerdelegation der SchlAU-Schule, die Preisträgerschule von 2017, übergibt den dritten Preis an eine BOS

Die prämierte Berufsoberschule für Wirtschaft hat die Jury überzeugt – sie ist ein beispielhafter Ort, wo junge Menschen interessiert und selbstbestimmt bestehende Begebenheiten in aktueller Gesellschaft ändern möchten. Das Interview mit dem Schulleitungsteam Hr. Henghuber und Fr. Götz bietet einen Einblick über das Schulleben an einer Schule wie dieser.

MLZ: Wir gratulieren Ihnen und Ihrem Team zu diesem Erfolg! Besonders das gute Schulklima an Ihrer Schule hat die Jury überzeugt! Was sind die wichtigsten Faktoren für dieses gute Klima an einer Schule?

Henghuber: Das Klima in einer Schule zu verbessern ist eine sehr langfristige Aufgabe. Sehr wichtig ist dabei Transparenz bei allen Entscheidungen, Möglichkeiten zu schaffen, dass alle Beteiligten in der Schule gehört werden und mitwirken können. Das Ziel muss sein, bei allen Lehrkräften und Schülern das Gefühl zu erzeugen, dass diese Schule ihre Schule sei und dass sie für das Leben in dieser Schule Verantwortung tragen.

MLZ: An Ihrer Schule existiert eine Feedbackkultur. Wie sieht diese im Konkreten aus?

Henghuber: Die Schule hat vor vielen Jahren einen Fragebogen zur Auswertung von Unterrichtsqualität erstellt. Dieser wurde mit dem Personalrat und der SMV abgesprochen. Dieser Fragebogen wird jedes Jahr um die Weihnachtszeit in einer sog. Feedback-Woche an die Klassen verteilt mit der Vorgabe, diese für mindestens 3 Lehrkräfte der Klasse auszufüllen. Die Klassen wählen die Lehrkräfte selber aus. Die Lehrkräfte ihrerseits können selbst Klassen um Feedback bitten. Jede Lehrkraft wertet die Ergebnisse selber aus, ist aber verpflichtet, die Ergebnisse mit der Klasse zu besprechen. Gibt es Probleme, kann unterstützend eine Verbindungslehrkraft eingeschaltet werden. Diese Abläufe sind seit vielen Jahren Kultur der Schule.

MLZ: Ein weiteres Erfolgsrezept an Ihrer Schule ist das Tutorensystem. Können Sie uns dieses System näherbringen?

Götz: Das Tutorensystem kommt bei uns in den Fächern BWR und Mathematik zum Einsatz. Leistungsstarke Schüler und Schülerinnen der 13. Jahrgangsstufe wiederholen für Jugendliche der 12. Jahrgangsstufe, die Schwierigkeiten in diesen Fächern haben, Unterrichtsinhalte anhand von Musteraufgaben, die ihnen von Fachlehrkräften zur Verfügung gestellt werden. Als Anerkennung für die Arbeit der Tutoren zahlen die Teilnehmenden einen Euro pro Stunde. Die Erfahrung hat gezeigt, dass das Interesse an den Tutorenstunden besonders vor Kurzarbeiten und Schulaufgaben hoch ist, weshalb sie zu diesen Zeitpunkten vermehrt angeboten werden.

MLZ: Das Engagement der Lehrkräfte an Ihrer Schule ist überdurchschnittlich groß, selbst an Wochenenden bieten sie Hilfe für ihre Schülerschaft an. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Wie schaffen Sie es, Ihre Kolleginnen und Kollegen für Ihre Arbeit so zu motivieren?

Henghuber: Es ist von sehr großer Bedeutung, in der Schule ein System gegenseitiger Wertschätzung zu etablieren. Es ist ein großer Vorteil, dass unsere Schüler und Schülerinnen volljährig sind und dies erkennen. Dabei ist wichtig, dass die Lehrkräfte nicht als „Hindernisse“ und „Schiedsrichter“ auf dem Weg zum Abitur wahrgenommen werden, sondern als „Trainer“ und „Motivatoren“. Wenn Lernende ihre Lehrkräfte so sehen, entsteht ein ganz besonderes gegenseitiges Vertrauen. Lehrkräfte möchten jeden erfolgreich ans Ziel bringen und sind deshalb auch bereit, zusätzliche Angebote zu machen. Sie erhalten dafür den Dank und die Anerkennung ihrer Klassen.

MLZ: Gibt es auch Bereiche, wo man noch nachbessern kann, damit der Erfolg weiterhin gegeben bleibt?

Götz: Natürlich. Unser Ziel ist es, den Lernerfolg der jungen Erwachsenen zu erhöhen. Angesichts der immer heterogener werdenden Lernvoraussetzungen bedeutet dies, dass wir unseren Unterricht immer wieder kritisch hinterfragen müssen. Erreichen wir unsere Schüler und Schülerinnen mit unserer Unterrichtsgestaltung? Was können wir verbessern, um unser Ziel zu erreichen? Unterrichtsentwicklung wird eines der wichtigen Themen der kommenden Jahre sein.

MLZ: Gibt es schon eine Idee, wie das Preisgeld investiert wird?

Götz: Wir werden einen Teil des Geldes für kleinere Freizeitsportgeräte verwenden, über die die Schülerschaft in den Pausen verfügen kann. Mit einem Teil des Geldes sollen schulische Aktivitäten bezuschusst werden, wie bspw. der jährliche SMV-Workshop, bei dem die SMV-Vertreter und -vertreterinnen sozusagen ihr Aktionsprogramm für das Schuljahr beschließen. Ein weiterer Teil des Preisgeldes soll als regelmäßige Zuwendung an unser BOS-Café gehen, das auf Initiative der SMV eingerichtet wurde, und in dem man gegen Ende des Monats, wenn das Geld knapp wird, kostenlos Frühstück erhalten kann. Die restliche Verwendung ist noch offen, aber uns fällt sicherlich noch etwas Sinnvolles ein.

MLZ: Herzlichen Dank für das Interview und weiterhin erfolgreiches Arbeiten an Ihrer Schule!

Das Interview führte MLLV-Schriftführung Eugenie Sperling.