Klimaschutz hat für Piazolo keine hohe Priorität

Kultusminister lehnt Förderprogramm für Lüftungsanlagen ab

In seinem jüngsten Schreiben an den MLLV erteilt Kultusminister Michael Piazolo unserem Vorschlag eine Absage, ein Förderprogramm des Freistaats für Lüftungsanlagen in Schulen und Kitas aufzusetzen. Stattdessen wird weiter für „mobile Luftreinigungsgeräte“ geworben.

Der MLLV hatte Piazolo in einem ausführlichen Brief dargelegt, dass die vom Kultusministerium propagierten Geräte keine nachhaltige Lösung zur Innenraumlufthygiene in Schulen und Kitas darstellen. Dabei hatte sich der MLLV der differenzierten Argumentation der Landeshauptstadt München angeschlossen (MLZ berichtete).

Solche Geräte ersetzen regelmäßiges intensives Lüften nicht, weil sie keinen Luftaustausch und somit u. a. auch keine Senkung des CO2-Gehalts in der Raumluft ermöglichen. Vielmehr ergeben sich hygienische Risiken durch mangelhafte Wartung, zusätzliche Geräuschbelastungen in Unterrichtsräumen, unnötige Anschaffungskosten, hoher Energieverbrauch und künftige Umweltprobleme durch eine Fülle an Altgeräten.

Trotz alledem hält der Kultusminister am eingeschlagenen Kurs fest. Da die Kommunen die bereitgestellten Gelder für die Luftreinigungsgeräte kaum abgerufen haben, werden die Fördervoraussetzungen jetzt sogar noch erweitert.

Im Gegensatz dazu hatte der MLLV für ein staatliches Programm zur Förderung fest installierter Lüftungsanlagen plädiert, die für einen bedarfsgerechten Luftaustausch mit Rückgewinnung der Heizwärme sorgen. Aktuelle Konzepte sehen zugleich weiterhin Fenster vor, die sich bei Bedarf öffnen lassen. Ein solches Investitionsprogramm hätte Infektionsschutz, Nachhaltigkeit, Luft- und Lebensqualität optimal vereint. Piazolo hingegen hat lediglich die Corona-Pandemie im Auge.

Zudem hatte der MLLV auch auf geltendes Umweltrecht hingewiesen, das ohnehin eine ständige Verschwendung von Heizenergie durch systematische Fensterlüftung verbietet. Piazolo lehnt dennoch „Änderungen an den technischen Anforderungen bzw. den Fördervoraussetzungen“ ab und bittet „insoweit auch um Verständnis, dass derzeit die Auflage weiterer Förderprogramme des Landes für Raumlüftungsmaßnahmen nicht beabsichtigt ist.“

Wenn nicht jetzt – wann dann, Herr Minister?

Martin Göb-Fuchsberger


Lüftungsanlagen: Der MLLV bleibt weiterhin dran

In mehreren ausführlichen Gesprächen mit der Münchner Stadtspitze sind die Vertreter und Experten des MLLV auf großes Interesse und Offenheit für entsprechende Schritte gestoßen. Im Austausch mit Experten der Beratungsstelle für Energieeffizienz und Nachhaltigkeit (BEN) der Bayerischen Architektenkammer wird die Idee weiter konkretisiert und anschließend wieder in den politischen Prozess eingespeist.

Martin Göb-Fuchsberger