AUFGEHOBEN IST NICHT AUFGESCHOBEN | Margarete Bause besucht die 9a der Mittelschule an der Knappertsbuschstraße

Am Anfang stand die Idee einer Klassenfahrt. Ein bisschen Politik und Kultur sollte aber schon Inhalt der Klassenfahrt sein. Nach reichlichen Überlegungen stand ein Plan fest – wir wollen nach Berlin fahren. Eine Idee, die sicher nicht für jede Mittelschulklasse Realität wird. Gerade in der Vorweihnachtszeit sitzt bei vielen Münchnern der Geldbeutel etwas enger. Das Weihnachtsfest will vorbereitet werden und da warten meist einige Ausgaben.

Die Lehrer der 9. Klasse hatten somit eine Aufgabe mehr, neben der Unterrichtsverpflichtung und all dem was sonst noch so ansteht. Die Aufgabe lautete, Möglichkeiten zu finden, wie der Wunsch der Schüler erfüllt werden kann.

Die frisch gewählte Bundestagsabgeordnete Margarete Bause (Die Grünen) fand eine Möglichkeit, mit deren Hilfe der Bundestag die Klassenfahrt bezuschussen konnte. Die Schüler der 9. Klasse an der Mittelschule an der Knappertsbuschstraße konnten ihre Reise antreten. Schon bevor der Weg nach Berlin überhaupt angetreten wurde, stieg das schon vorhandene Interesse an Politik und Demokratie deutlich an. Im Fach GSE (Geschichte/Sozialkunde/Erkunde) fingen die Lehrplaninhalte auf einmal an lebendiger denn je zu werden. Die Reise nach Berlin wurde freudig erwartet.

Eine Woche vor Weihnachten ging es dann los. Mit dem ICE-Sprinter fuhr die Klasse 9a von München nach Berlin in 4 Stunden. Die Bundeshauptstadt erstrahlte zur Begrüßung im Sonnenschein. Dort wo früher die Mauer Berlin in Ost und West teilte, bezog die Münchner Klasse Quartier. Im Berliner Stadtteil Friedrichshain konnte die Zeit der Teilung Berlins gut erlebt werden und das weltoffene Hostel zeigte einen ersten Eindruck einer aufblühenden Weltmetropole. Der Techniklehrer und Berlinkenner Sebastian Waßmann und die Klassenleitung Eugenie Diede hatten mit ihrer Klasse ein straffes Programm vor. Jeden Tag waren einige Inhalte fest geplant und jeden Tag mussten auch die Schüler einen Teil des Programms planen und darüber abstimmen – demokratisch eben. Am 1. Tag ging es hoch hinaus auf den Alex. Ein Überblick über die riesige Flächenstadt hilft bei der Orientierung und verschafft die Möglichkeit, die konkreten Ziele der nächsten Tage aufzuzeigen. Vom Alex aus schien alles in erreichbarer Nähe und dennoch sind die Wege in Berlin anders als in München, nämlich deutlich länger.

Am 2. Tag ging es zu Madame Tussauds unter den Linden. Weltstars wurden umarmt und begeisterten. Selfies mit den Lieblingsmenschen aus TV und Zeitungen wurden gemacht werden. Am Nachmittag erwartete die Münchner eine Berlinführung der etwas anderen Art. Der Stadtführer zeigte den Schülern die Stadt und bewies dabei die Fähigkeit, genau den Ton der Jugendlichen zu treffen. Trotz des nasskalten Berliner Wetters stieg bei jeder Attraktion wieder der Puls und die Schüler warteten gespannt auf die Äußerungen des Stadtführers. Abends ging es zum Shoppen, denn für den nächsten Tag sollte man laut der Lehrer schon anständig gekleidet sein.

Dann war es soweit. Am 3. Tag ging es endlich in Deutschlands höchstes Haus. Gespannt stiegen wir nach dem Stadtspaziergang in Kreuzberg in die gelbe U-Bahn zum Reichstag. Über den großen Platz der Republik vor dem Reichstag schritten wir zum Parlamentarierhaus. Ein junger Mann begrüßte uns und führte uns durch das Parlamentarierhaus in die Kantine des Bundestages. Hier konnten wir speisen. Ein leckeres Essen mit Blick auf die Spree und den Bundestag hat uns unsere Aufregung fast vergessen lassen. Im Anschluss ging es durch den Reichstagstunnel in den Reichstag. Wir durften durch den Reichstag in die Kuppel schreiten und erneut eröffnete sich uns ein traumhafter Blick über Berlin. Danke Frau Bause, Danke Bundestag, Danke Bundesrepublik Deutschland für dieses tolle Erlebnis. Außer Herrn Waßmann war von uns noch keiner in diesem tollen Haus, in dem die Politiker über unser Zusammenleben demokratisch entscheiden. Danach ging es weiter in den Plenarsaal und ein netter Herr erklärte uns, wie die politischen Geschicke gelenkt werden und die Gepflogenheiten sind. Wir fühlten uns angekommen, angenommen und hatten das Gefühl ein Teil dieses ganzen Staates zu sein.

Herr Mardi, die Vertretung von Margarete Bause holte uns ab und führte uns in den Diskussionsraum des Bundestages. Er entschuldigte seine Chefin Frau Bause, die uns die Reise nach Berlin mit einer Einladung zur Diskussion in den Bundestag ermöglicht hatte, mit den Worten: „Leider ist Frau Bause heute persönlich verhindert, aber ich darf euch ausrichten, dass Sie das persönliche Gespräch mit euch unbedingt nachholen möchte und euch gerne in München besucht.“ Herr Mardi ist die Leitung des Berliner Büros von Margarete Bause und kümmert sich um alle Dinge in der Bundeshauptstadt, wenn die Abgeordnete in ihrem Wahlbezirk München ist. Fleißig wurde nun knapp zwei Stunden mit Herrn Mardi diskutiert.

Am Abend wartete auf die Schüler noch ein Highlight der besonderen Art. Durch die Unterstützung der Münchner Bildungsstiftung, wurde ein weiterer Traum zur Realität. Der Besuch eines Musicals war für alle Schülerinnen und Schüler Neuland. Das Deutsche Theater in Berlin hatte das Musical „Ghost – Nachricht von Sam“ neu im Programm und die Mittelschüler waren einige der ersten Gäste. Das war der perfekte Ausklang für eine unbeschreiblich schöne Berlinreise.

Anfang Februar war es soweit. Margarete Bause folgte der Einladung der Mittelschüler der 9. Klasse und stand den Schülerinnen und Schülern Rede und Antwort. Die Schüler haben mit ihren Lehrern ganz schön was vorbereitet. Ein Klassenfilm, der in Berlin gedreht wurde, wurde vorgeführt. In einer Präsentation und einem Rundgang stellte die 9. Klasse ihre Schule der Abgeordneten vor.

Angesteckt von der Berliner Luft im Dezember überlegten sich die Schüler demokratische Forderungen. Die Forderungen und Wünsche zeigten Sie der Abgeordneten und warteten auf Antworten. Margarete Bause nahm sich Zeit für die Schülerinnen und Schüler und diskutierte lange mit ihnen. Sie zeigte den Schülern auf, wie politische Wünsche und Forderungen weiterentwickelt werden und wie jeder Bürger die Möglichkeit hat, die Zukunft seines Landes und seiner Region mitzugestalten. Margarete Bause wollte früher selbst einmal Lehrerin werden und durch Zufall führte sie ihr Leben in die Politik. Sie erzählte den Schülern begeistert von der Chance an demokratischen Entscheidungen mitwirken zu dürfen und die Schüler folgten den Erzählungen aufmerksam. Frau Bause beantwortete den Schülern Fragen zu aktuellen politischen Themen.

Im Rahmen des Gesprächs bedankten sich die Schüler und Schülerinnen bei Waltraud Lucic für die Möglichkeit das Musical zu besuchen. Die Klasse überreichte der Abgeordneten und der Vorsitzenden des Münchner Lehrerverbandes als Dankeschön ein Bild von der Berlinreise. Der zuständige Schulrat Wolfgang Kreuzer und die Schulleitung Christiane Klaue diskutierten fleißig mit bei den von den Schülern angebrachten demokratischen Themen.

Eugenie Diede | Lehrerin an der Mittelschule Knappertsbuschstraße

Sebastian Waßmann | MLLV Vorstandsmitglied und stellv. Landesfachgruppenleiter Fachlehrer im BLLV