Der MLLV im Gespräch mit dem Staatsminister Piazolo
Große Erwartungen – viele Enttäuschungen
Im Januar hatten wir drei Vorsitzenden des MLLV die Möglichkeit, unsere Schwerpunkte bei Staatsminister Prof. Dr. Michael Piazolo und dem Abteilungsleiter für Grund-, Mittel- und Förderschulen im Kultusministerium, Ministerialdirigenten Walter Gremm, vorzutragen.
Dr. Michael Hoderlein-Rein, 3. Vorsitzender, erläuterte unseren ersten Schwerpunkt „Fahrplan für die Öffnung der Schulen zur Sicherung der Bildung unserer Schülerinnen und Schüler“. Er forderte konkrete und umsetzbare Vorgaben zur Anzahl der Stunden und zum Wechselunterricht, wie auch die Variabilität der Stundentafel und die Aussetzung des Übertritts. Da wir auf eine Bildungskatastrophe vor allem für die Erst- und Zweitklässler hinsteuern, fragte er nach Unterstützungsangeboten, gerade für diese Jahrgangsstufen. Der Staatsminister äußerte Verständnis zu dieser Lage. Dann aber kam das KMS am 17.2.2021. Das Schreiben beweist erneut, dass wieder einmal Unmögliches von den Schulen gefordert wird, wie zum Beispiel die Umsetzung von Wechselunterricht und die gleichzeitige Aufrechterhaltung der Notbetreuung. Ebenso zeigt es, dass erneut die Zeit nicht genutzt wurde, um sinnvolle Pläne zu erarbeiten oder Konzepte zu entwickeln, die den Schulen einen gelungenen Start in den Wechselunterricht ermöglichen.
Martin Schmid, Vorsitzender des MLLV, wies darauf hin, dass das Erkennen und Eingestehen von Grenzen des Distanzunterrichts wichtig ist, für eine offene und ehrliche Zusammenarbeit aller Beteiligten. Dies zeigt sich insbesondere dann, wenn der Präsenzunterricht wieder stattfinden soll, um Defizite genau in diesen Bereichen aufzuholen. Die Pandemie muss zumindest als Chance gesehen werden, Fehler der Bildungspolitik aufzuarbeiten und Versäumnisse der letzten Jahre zu bekämpfen. Weitermachen wie bisher wäre unglaubwürdig sowie fatal und würde die Bildungskrise verschärfen.
Zudem stellte er ganz klar heraus, dass Schule momentan nur funktioniert, weil sich alle Lehrkräfte weit über die Maßen engagieren. So wird der staatliche Bildungsauftrag mit privaten Endgeräten, über privates Internet, in privaten Räumen erfüllt. Hierzu entgegnete der Staatsminister, dass es ein enormer Erfolg sei, Dienstgeräte für die Lehrkräfte in die Wege geleitet zu haben. Wir gaben den Hinweis, dass diese erst nach elf Monaten angefragt wurden, jetzt ausgeschrieben und bestellt werden müssen und somit Ende des Jahres 2021 damit zu rechnen sei.
Weiterhin forderte unser Vorsitzender eine bessere und schnellere Kommunikation zwischen dem Kultusministerium, dem staatlichen Schulamt und den Münchner Schulen, um besser planen zu können. Es kann nicht sein, dass die Schulen jedes Mal Unkonkretes aus der Presse zu schulischen Angelegenheiten erfahren und erst Tage später ein KMS verschickt wird. Auch nach elf Monaten Pandemie, werden Vorgehensweisen nicht neu durchdacht. Dass Bürokratie die Abläufe verlangsamt, zeigte sich erneut, als das für Freitag, den 12.2.2021, angekündigte KMS, erst am Mittwoch darauf an den Schulen ankam.
Ich, als 2. Vorsitzende, führte dann den letzten Punkt „Fürsorgepflicht des Dienstherrn gegenüber Lehrkräften“ an. Es wurden Fragen gestellt wie „welchen Zweck sollen diese 3 FFP2 Masken für Lehrkräfte genau haben?“ Der Staatsminister entgegnete mir, dass diese Masken nur für die kurzen, wenigen Momente im Schulalltag sind, in denen der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann. Ich lud ihn daraufhin herzlich in unsere Mittelschule an der Simmernstraße ein, um einen gewöhnlichen „Schultag in Coronazeiten“ mit mir zu verbringen. Dabei würde sehr schnell klar werden, dass es kaum Momente gibt, in denen ich den Mindestabstand einhalten kann, wenn ich meine Arbeit als Lehrerin ernst nehmen will. Auch hakte ich nach, was mit den versprochenen Schnelltests an Schulen sei, die am 4.12.2020 in einer Pressekonferenz angekündigt wurden. Dies sei Sache des Gesundheitsamtes.
Zum Schluss stellten wir nochmal deutlich klar, dass Schule nicht nur in Pandemiezeiten, sondern schon Jahre vorher, aufgrund des enormen Lehrermangels, nur funktioniert, weil Lehrkräfte viel mehr leisten und diese fatale Situation zum Wohle der Kinder ausgleichen. Da uns Herr Staatsminister Piazolo versicherte, dass ihm dies bewusst sei und er weiß, welch tolle Arbeit an den Schulen geleistet wird, wollten wir natürlich auch nochmal auf den Punkt der Ferienstreichung eingehen, die von Lehrerinnen und Lehrern nicht unbedingt als Wertschätzung der eigenen Arbeit gewertet wurde. Hier entgegnete man uns, dass die Ferienstreichung eine klare und wohl durchdachte Entscheidung im Landtag gewesen sei. Die Begründung lautete, dass in der Faschingswoche mit dem Präsenzunterricht begonnen werden sollte. Ob die Entscheidung des Kultusministeriums, die Faschingsferien zu streichen auch im Falle von Distanzunterricht noch als wohl durchdacht zu bezeichnen ist, lassen wir einfach mal so dahingestellt…
Wir waren uns einig, dass wir weiterhin zum Wohle der Münchner Schulen im Gespräch bleiben möchten.
Isabel Franz, 2. Vorsitzende
Auch unsere Videokonferenz am 26.1.2021 mit dem Gemeinsamen Elternbeirat der Grundschulen in München hat gezeigt, dass unsere Kritikpunkte auch mit diesem Gremium übereinstimmen.