BNE in der Schule? In der Corona-Zeit? Geht das?
Erfahrungen aus der GS Schwanthalerstraße
Der alte Spruch „Erst das Fressen, dann die Moral“ heißt übertragen auf die Schule und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE): „Erst Lesen, Rechnen und Deutsch lernen, erst die Grundregeln des Sozialverhaltens einüben, dann Umweltschutz, globales Lernen und Kindermitwirkung.“ Nun haben sich auch noch erst die Hygieneregeln dazwischengeschoben und das Aufholen des versäumten Stoffes… – Ich bin eine engagierte Umweltschützerin, aber es ist tatsächlich schwierig, das umzusetzen. Einiges geht aber trotzdem und das gebe ich hiermit gerne weiter:
Nachhaltige Schultasche
Wir führen eine Sammelbestellung durch, die Kinder verwenden Recycling-Hefte. Wichtig: Das läuft über den Elternbeirat; entsprechend nur, wenn dieser dahintersteht. Auch wichtig: Es ist ein freiwilliges Angebot; jede Familie kann sich ausklinken. Unsere Eltern finden zum Glück nicht nur Recycling-Hefte gut, sondern sind auch froh über die Arbeitsersparnis.
Rund um nachhaltige Schulsachen erhalten Sie zusätzliche wertvolle Tipps, eine Lehrerhandreichung und einen Flyer für Eltern von der BLLV-Arbeitsgruppe BNE zum Download unter https://www.bllv.de/themen/nachhaltige-entwicklung-bne/nachhaltige-schultasche/
Schul-Nachrichten
Gerne möchte ich Ihnen unsere „Nachrichten“ vorstellen; diese Idee stammt aus der Keilberthschule. Sie werden am Vorabend von der Schulleiterin o. a. verfasst. Gesprochen werden Sie von Viertklässler/innen um 8 Uhr, nachdem sie vorher 10 Minuten geübt haben. Über die Lautsprecher hört das die ganze Schule. Eine tolle Sache: Informationsweitergabe UND Leseförderung UND eben auch: an die Schulregeln erinnern. Hier ein Beispiel:
Schul-Nachrichten vom 29. Oktober 2020
Guten Morgen! Wir begrüßen an diesem Donnerstag alle Kinder und Erwachsenen in der Schwanthaler Schule!
Gestern hatte D. aus der 3b Geburtstag. Wir gratulieren herzlich!
Folgende Kinder sind entschuldigt: ...
Morgen entfällt die sechste Stunde für ...
Danach sind eine Woche Herbstferien! Wir sehen und hören uns wieder am 9. November.
Der Probe-Alarm hat sehr gut geklappt. Ein großes Lob! Wir hoffen, dass es niemals einen echten Alarm gibt. Aber wenn doch, dann macht ihr es genauso wie gestern.
Eine Schulregel heißt: Wir schützen die Umwelt! Zum Beispiel so: Wenn ihr euch die Hände wascht, nehmt nur einmal Seife und höchstens zwei Papierhandtücher. Bitte bemüht euch, Wasser zu sparen.
Wir stellen euch auch heute wieder Dolmetscher vor:
Ich heiße ... und spreche auch ...
Ich heiße ... und spreche auch ...
Der Wetterbericht: Das Thermometer zeigt ... Grad.
Allen wünschen wir einen schönen Schultag!
Last but not least: Religion
Die fächerübergreifenden Bildungs- und Erziehungsziele des LehrplanPLUS legen Bildung für nachhaltige Entwicklung und verwandte Konzepte als Aufgabe aller Unterrichtsfächer fest. Ein Blick auf zentrale Kompetenzerwartungen zeigt, dass BNE gerade im (hier: evangelischen) Religionsunterricht eine enorme Rolle spielt. Hier beispielhaft aus LB 3 (Unsere Welt – Gottes Schöpfung): Die Schüler...
- nehmen in ihrem Alltag die Welt in ihrer Schönheit und Verletzlichkeit wahr und bringen eigene Gedanken und Empfindungen dazu in kreativen Formen zum Ausdruck
- bringen ihre eigenen Vorstellungen vom Werden und Sinn der Welt mit biblischen Aussagen zum Thema Schöpfung in Beziehung
- entdecken, wie vieles in der Schöpfung aufeinander bezogen und jeder Einzelne darin eingebunden ist und entwickeln einfache Möglichkeiten, ihre Welt mitzugestalten.
Als Inhalte sieht der LehrplanPLUS u. a. vor: Beispiele lebensförderlichen Umgangs … im Lebensraum Schule, z. B. Umgang mit Menschen, Pflanzen, Wasser, Nahrungsmitteln.
Sequenz zum Thema „Schöpfung“
Wie in der 1. Jgst., so steht eine Natur-Beobachtung am Anfang der Sequenz zum Thema Schöpfung; und wir pflanzen Bohnen. Dann wird der Schwerpunkt auf Ökologie gelegt, wobei auch übergreifende Bildungs- und Erziehungsziele zum Tragen kommen.
Die Bewahrung der Schöpfung ist eine „lebenswichtige“ Aufgabe, die den zukünftigen Erwachsenen ans Herz (und „an den Verstand“) gelegt werden muss. Bitte nicht mit Drohungen und Verboten arbeiten! Versuchen Sie, „Umweltschutz“ positiv zu besetzen: Der abschließende Unterrichtsgang zum Einkaufen war ein tolles Erlebnis: Wie Detektive suchten die Kinder die Zeichen (Umweltengel, Fairtrade, Bio-Siegel. Danach saßen wir auf dem Bürgersteig, ließen uns Bio-Wassermelone und ein Stück Fairtrade-Schokolade schmecken und benutzten Umweltengel-Küchentücher als Serviette.
So wird verantwortungsbewusstes Einkaufen angebahnt.
Ich persönlich empfinde Verzicht als Teil der Lebensqualität, weil ich dadurch bewusster genieße: Z. B. esse ich zu Hause kein Fleisch, bestelle mir aber ausnahmsweise im Restaurant ein Wiener Schnitzel, lecker! Diese Sequenz steht und fällt mit Ihrem Vorbild und Ihrer Glaubwürdigkeit. Bitte halten Sie nur die Stunden, von deren Inhalt Sie überzeugt sind.
Es lohnt sich sehr, die Querverbindungen zu Deutsch, Heimat- und Sachunterricht (!), kath. Religionslehre und Ethik zu nutzen. Die Querverbindung zu HSU ist hier besonders deutlich – es SIND zum Teil HSU-Stunden aus meiner Zeit als Klassenlehrerin. Das Schöpfungslob, die Dankbarkeit, vor allem auch die Verantwortung für die Welt zieht sich als religiöser roter Faden durch die Sequenz.
Inhalte/ Unterrichtsstunden
1. Wunder-volle Natur, Bohnen pflanzen
2. Mein Freund, der Baum
3. Umweltengel, Bio-Siegel, Fairtrade
4. Wasser ist kostbar!
5. Mami, lass das Auto steh’n
6. Das Pausen-Brot – Bitte nicht wegwerfen!
7. (Nur) Einmal Schnitzel, bitte!
8. Augen auf beim Eier-Kauf
9. Unterrichtsgang zum Einkaufen
10. Nach-denken über Schöpfung
11. Probe/schriftlicher Leistungsnachweis
Hanna Bogdahn
Textpassagen wurden mit freundlicher Genehmigung des Verlages aus folgendem Werk übernommen:
Bogdahn, Hanna: Relifix 2. Unterrichtsentwürfe fix und fertig aufbereitet für den evangelischen Religionsunterricht an Grundschulen (Claudius Verlag, München)
Dort finden Sie u .a. die vollständig ausgearbeitete Sequenz zum Thema „Schöpfung“.