Grundschule am Lehrer-Götz-Weg erneut „Umweltschule“
BNE auf hohem Niveau
Jährlich zeichnet der Landesbund für Vogelschutz e. V. (LBV) im Auftrag des Kultusministeriums „Umweltschulen“ aus, die sich besonders im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) engagieren. In diesem Schuljahr erhielten drei Grundschulen, vier Realschulen, fünf Gymnasien und etliche Privatschulen im Münchner Stadtgebiet den Titel – leider keine Mittelschule. Die Auszeichnung ist in drei Stufen gestaffelt, um Schulen den Einstieg möglichst leicht zu machen. An der Grundschule am Lehrer-Götz-Weg hat BNE schon Tradition, wie Rektorin Waltraud Boltz im Interview erklärt.
MLZ: Herzlichen Glückwunsch Ihnen und Ihrem Team zur erneuten Auszeichnung als „Umweltschule“! Wie lange hat die „Umweltschule“ schon Tradition bei Ihnen?
Wir sind heuer schon zum siebten Mal als Umweltschule ausgezeichnet worden, allerdings das erste Mal in der höchsten Stufe mit drei Sternen.
MLZ: Was macht Ihre Schule zur „Umweltschule“?
Hierzu gehören die unterschiedlichsten Maßnahmen. Da gibt es zeitlich begrenzte Projekte der Umwelt AG oder einzelner Klassen, wie z.B. das Bauen von Insektenhotels oder das Erstellen einer „Mitmachausstellung“. Zur Mitmachausstellung wurde der benachbarte Kindergarten eingeladen. Dazu gibt es Aktionen, die die ganze Schule betreffen wie z.B. „Lichtwächter“, die dafür sorgen, dass beim Verlassen des Klassenzimmers das Licht ausgeschaltet wird. Wir haben in jedem Klassenzimmer „gelbe Eimer“, in denen der anfallende Plastikmüll gesammelt wird. Der Weg zur Turnhalle führt an einem Container für Plastikmüll vorbei. Die Kinder nehmen den gesammelten Müll dorthin mit. Jeden Donnerstag ist „Veggie-Day“. Rollierend bereitet eine Klasse mit Unterstützung durch eine weitere Lehrkraft Brote mit vegetarischen Aufstrichen vor (Alltagsökonomie und Lebenskompetenzen) und verkauft diese in der Pause (an der Schule gibt es ansonsten keinen Pausenverkauf). Außerdem arbeiten wir mit externen Partnern zusammen, die mit ihren Aktionen alle Klassen das Schuljahr begleiten. Wir versuchen die Eltern zu Mehrwegverpackungen zu bewegen (Bio-Brotbox-Aktion) und bevorzugen Umwelthefte und Buntstifte (keine Filzstifte). Die Kolleginnen und Kollegen, die Dank der Zuweisung durch das Schulamt in der Nähe wohnen, kommen zu Fuß, mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln in die Schule. Zudem werden wir von der Stadt München durch die Installation von Solar-Paneelen auf dem Schulhaus- und Turnhallendach unterstützt. Wir beteiligen uns ebenfalls am Fifty-Fifty-Programm der Stadt. Dies sind nur einige Beispiele.
MLZ: Wie kam es dazu, dass Sie sich auf den Weg zur „Umweltschule“ gemacht haben?
Als ich vor vier Jahren Schulleitung an dieser Schule geworden bin, traf ich schon auf viele vorhandene Strukturen, die durch das stark engagierte Kollegium und meine Vorgängerin bereits etabliert waren. Durch die tatkräftige Unterstützung der gesamten Schulfamilie haben wir diese Strukturen erweitert und ausgebaut.
MLZ: Wer an Ihrer Schule trägt die „Umweltschule“ mit?
Hier ist wirklich die gesamte Schulfamilie zu nennen. Das beginnt bei den Kolleginnen und Kollegen, sämtlichen Mitarbeitern der Mittagsbetreuungen und der Horte, den Kindern mit ihren Eltern, sowie dem Amtsmeister und unserer Reinigungskraft. Alle tragen durch ihre Beiträge, seien sie in den Augen vieler auch noch so unscheinbar, zum Gelingen von Umweltschule bei. Auch der Sachaufwandsträger, die Landeshauptstadt München, unterstützt mit mehreren Angeboten das Anliegen. Ebenso wie das Schulamt durch die Zuweisung von AG Stunden.
MLZ: Werden Sie auch von externen Partnern oder Experten unterstützt?
Wir arbeiten im Rahmen des Programms „Schule N – Fair in die Zukunft“ (Schule der Nachhaltigkeit) mit fünf externen Partnern (Green City, Öko Projekt MobilSpiel e.V., ÖBZ, Naturindianer-Kids, Burg Schwaneck) zusammen. Sie bieten Münchner Grundschulen ein ganzheitliches, am Lehrplan orientiertes Gesamtkonzept zu Natur und Umwelt, Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit an. Jede Klasse nimmt während des Schuljahres an fünf Veranstaltungen teil. Außerdem versuchen wir den Umweltgedanken nach außen zu tragen. Die externen Partner bieten nach Absprache mit der Schulfamilie auch Elternabende an unserer Schule an, z. B. „Plastik vermeiden-Zero Waste“.
MLZ: Wie schaffen Sie es, angesichts der vielfältigen Herausforderungen, die der Schulalltag mit sich bringt, knapper Lehrerstunden und zugleich zeitaufwändiger Vorgaben „von oben“ (Digitalisierung etc.), nachhaltige Schulentwicklung im Bereich Umweltbildung umzusetzen?
Hier spielt sicherlich der lange Zeitraum eine Rolle, in dem sich die Schulfamilie mit dem Thema Umwelt befasst. Unsere Aktionen und Maßnahmen wurden nicht alle auf einmal oder gleichzeitig in Angriff genommen. Wir haben klein angefangen, das Programm hat sich nach und nach entwickelt. Viele Themenfelder finden sich außerdem im Lehrplan plus wieder.
MLZ: Planen Sie, Ihr Engagement in der Umweltbildung weiter auszubauen?
Jetzt muss ich doch einmal ein bisschen angeben und hoffe, ich wirke nicht allzu überheblich. Wir sind bereits auf einem hohen Niveau, was die Umweltbildung anbelangt. Unser Bestreben ist zunächst einmal den erreichten Standard zu halten. Dies ist durchaus eine Herausforderung, da sich die Schüler- und Elternschaft an einer Grundschule im Laufe von vier Jahren erneuert. Allerdings ist es wie immer im Leben: Erfolg und Lob beflügeln. In den Köpfen der Schulfamilie befinden sich bereits neue Ideen und Aktionen, von denen sicherlich die eine oder andere in den kommenden Jahren umgesetzt werden wird.
MLZ: Was raten Sie anderen Schulen, die sich auch gerne auf den Weg machen möchten?
Ich hoffe, dass beim Lesen dieses Artikels der eine oder andere Kollege denkt: „Deswegen sind die Umweltschule? Das machen wir doch auch!“ Und genau das ist es! Viele Schulen sind bereits auf dem Weg zur Umweltschule oder sind es bereits, ohne dass sie sich dessen bewusst sind. Ein Vorschlag wäre, mit der Schulfamilie eine Bestandsaufnahme zu machen und sich dann zu überlegen: Was können und wollen wir weiter unternehmen? Kleine Schritte, die im Laufe der Zeit zu einer Haltung werden, sind sehr effektiv und nur anfangs zeitintensiv. Externe Partner können bei der Orientierung helfen. Wir erreichen, gerade als Grundschule, über unsere Kinder alle Bevölkerungsschichten. Jeder, der wie ich Kinder hatte, die im Unterricht „Mülltrennung“ erarbeitet haben, wird sich lebhaft daran erinnern, wie jedes nur falsch getrennte Papier mit einem missbilligenden Blick oder einem treffenden Kommentar des Kindes begleitet wurde. Wir können wirksam sein, wir müssen nur anfangen.