Jedem Ende und „jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“: Waltraud Lučićs Abschiedsfest

Liebe Leserinnen und Leser meines Artikels, Ihnen sollte aufgefallen sein, dass ich das Zitat „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ von Hermann Hesse in der Überschrift etwas erweitert habe. Sie werden sich die Frage stellen, warum der Autor dies getan hat? Nun, weil jedes Ende auch ein Anfang von etwas Neuem ist und jeder Anfang auch irgendwann wieder zu Ende geht. An jedem Anfang muss auch ein Stück weit das Ende mitgedacht werden und von jedem Ende sollte man auch in der Rückschau wieder an den Anfang zurückdenken, um eigenes Handeln zu reflektieren. Alles hängt also irgendwie zusammen. Das Ende oder das Ziel vieler Ideen und Entscheidungen hat die langjährige Chefin des MLLV, Waltraud Lučić, in ihrem Handeln als Verbandsvorsitzende stets mitgedacht, sonst wäre sie nicht so erfolgreich gewesen. Im September war es aber an der Zeit, auch einen Rückblick zu wagen, mit dem eine Verabschiedung immer verbunden ist. So auch bei Waltraud Lučić. Allerdings beginnt auch nach jeder Verabschiedung für die betroffene Person immer etwas Neues. In Lučićs Fall der Eintritt in den Ruhestand oder besser gesagt – jedenfalls kennt man sie so – in den „Unruhestand“.

Der Einladung des MLLV zu Waltraud Lučićs Abschiedsfest in der Grundschule an der Klenzestraße folgten zahlreiche langjährige Weggefährt/innen und Freund/innen. Passender hätte der Ort des Fests gar nicht gewählt sein können, kehrte doch Lučić dorthin zurück, worum sich all ihre Gedanken seit jeher gedreht hatten, nämlich in die Schule. Nach einem Warm-up mit ersten Unterhaltungen und ein wenig Gelegenheit zum Plaudern, ging man recht bald zum förmlichen Teil über. Von den drei MLLV-Vorsitzenden wurde Lučić mit Blumen feierlich verabschiedet. Der 1. Vorsitzende des MLLV, Martin Schmid, trug ein sehr humorvolles selbst geschriebenes Gedicht über seine Vorgängerin im Amt vor. Wie passend, denn auch dieser wohnt eine gehörige Portion an Humor inne, der als Beispiel von unendlich vielen tollen Charaktereigenschaften zu nennen ist und ihr in der Verbandsarbeit stets viele Sympathien bescherte. Schmid als auch Christian Marek, Ehrenvorsitzender des MLLV und langjähriger Weggefährte Lučićs, gingen in ihren Gedichten und Reden auf weitere Charaktereigenschaften ein, die sie in den Augen anderer immer in einem besonders strahlenden Licht erscheinen ließen. Als da wären ihre Kommunikationsfreude, ihre Extrovertiertheit, ihr Mut, ihre Kreativität, ihre Empathie und ihre Freundlichkeit und Wertschätzung jedem und allen gegenüber, die sie in den 16 Jahren als Vorsitzende kennenlernen durften, ihre Energie und ihre Ausdauer. Man könnte übrigens an dieser Stelle noch unzählige andere positive Charaktereigenschaften aufzählen, für die der Platz leider nicht reicht. In den Lobreden wurde betont, dass diese tolle Mixtur eine Persönlichkeit hervorbrachten, die das schier Unmögliche vermochte zu denken und auch in die Tat umzusetzen. Buchstäblich Tag und Nacht drehten sich ihre Gedanken nur darum, was es in der Bildungslandschaft zu verbessern galt. Das Ehrenamt, dem Lučić als Philanthropin, d. h. Menschenfreundin, anhing, war für sie immer eine Ehrensache. Mit ihrer Menschlichkeit gegenüber jedem, der mit ihr in Kontakt trat, ihrem Tatendrang im Sinne des Guten und Gerechten, mit ihrer Hilfsbereitschaft für Benachteiligte und ihrer humorvollen und selbstlosen Art vollbrachte sie Großes. Vergliche man sie mit den Superheld/innen in den Comics, stünde sie diesen um nichts nach, half sie durch ihre Taten doch vielen in Notsituationen. So schaffte sie es beispielsweise, ein gut funktionierendes Netzwerk mit renommierten Politikern aufzubauen (z. B. mit dem damaligen Kultusminister Ludwig Spaenle und dem derzeitigen Justizminister Georg Eisenreich), das ihr half, ihre Anliegen an der richtigen Stelle vorzutragen und auch durchzusetzen.

Dazu zählen, um nur einige zu nennen, die Erhaltung des Faches Textiles Gestalten und die Einführung der so genannten Migrationsklausel, die besagt, dass eine Klasse ab einer Klassenstärke von 25 Schüler/innen, von denen mehr als 50% einen Migrationshintergrund haben, geteilt wird. Auch die Ermöglichung eines Schulfrühstücks für Kinder spricht für ihr großes Engagement. Ihre unerschütterliche Haltung kam selbst beim Neujahrsempfang 2015 des damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck im Schloss Bellevue in Berlin zum Tragen. Christian Marek betont in seiner Lobrede, dass Lučić dem Bundespräsidenten ganz klar und deutlich ihre Sichtweisen der Dinge und Ideen dargelegt habe und nicht umgekehrt, wie man es vielleicht vermuten könnte. Schlussendlich mündeten alle Erfolge und Verdienste Lučićs um die Bayerische als auch die Münchner Bildungslandschaft in die Vergabe des Bundesverdienstkreuzes an sie im Jahr 2018.

Zum oben dargelegten Bild passend, dass Anfang und Ende immer zusammen gedacht werden müssen und beides in eine Endlosschleife aus Anfängen und Enden im Leben mündet, so wechselten sich auch die Bilder, die über den Beamer während der Veranstaltung an eine Wand geworfen wurden und Highlights von Lučićs Willens- und Schaffenskraft abbildeten, in steter Folge ab, sodass Anfang und Ende gar nicht mehr ersichtlich waren. Die Hymnen, die über Waltraud Lučić in den Reden gesungen wurden, werden für Menschen, die diese besondere Person kennenlernen durften, niemals verhallen. Auch wenn das Fest „Waltrauds Abschiedsfest“ genannt wurde und es ein Ende einer Ära darstellt, so wird auch hier im Anschluss wieder, zumindest hin und wieder, auf Anfang gespult werden, denn die Expertise, die sie erworben hat, wird der MLLV im einen oder anderen Fall auch in Zukunft noch dringend benötigen. Und wie schon beschrieben, dass der Ruhestand in diesem Fall wohl eher ein „Unruhestand“ ist, wird es sich Waltraud Lučić nicht nehmen lassen, als Ehrenvorsitzende auch in Zukunft hin und wieder meinungsstark mitzumischen. Dieser neuen Rolle Lučićs, die gleichzeitig ein Ende und ein Anfang ist, wohnt eben auch ein Zauber inne. Oder um mit den Worten unserer Superheldin zu sprechen: „Ruhestand muss man erst lernen“.

Andre Grenzebach, Pressereferent