Interview mit Waltraud Lučić zum Abschied aus dem MLLV-Vorstand:

 

Steckbrief:                 wertschätzend, ver – rückt, kämpferisch, gerecht, „denkbar“ dankbar,

Geburtsort:                Waldsassen in der Oberpfalz

Geburtstag:                05.04.1957

Leitspruch/Motto:

„Auch aus Steinen, die in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen“ nach Johann Wolfgang von Goethe

Tätigkeiten in MLLV und BLLV:

  5 Jahre Beisitzerin im Ausschuss des MLLV (!992 - 1997))

15 Jahre Arbeitskreisleiterin „Offene Lernformen“, (1995 – 2010)

  7 Jahre Fachgruppenleiterin Ernährung und Gestaltung im MLLV (1997 - 2004)

  6 Jahre BLLV-Landesfachgruppenleiterin (2001 – 2007)

  4 Jahre Beisitzerin im Landesvorstand des BLLV (2000 – 2004)

16 Jahre MLLV-Vorsitzende (2004 – 2020)

  8 Jahre BLLV-Vizepräsidentin (2007 – 2015)

  5 Jahre Vorsitzende der Kinderhilfe (2010 – 2015)

22 Jahre im Örtliche Personalrat (seit 1998)

21 Jahre Mitglied im Hauptpersonalrats (seit 1999)

Insgesamt sind das 109 Jahre im Ehrenamt 

Im MLLV: Beisitzerin im Ausschuss, Arbeitskreisleiterin „Offene Lernformen“, Fachgruppenleiterin Ernährung und Gestaltung, MLLV-Vorsitzende

Im BLLV: Landesfachgruppenleiterin, Beisitzerin im Landesvorstand, BLLV-Vizepräsidentin, Vorsitzende der Kinderhilfe

Im Personalrat: 22 Jahre im Örtlichen Personalrat und 21 Jahre im Hauptpersonalrat

 

Was hat dich dazu motiviert, dich im MLLV zu engagieren?

Das Vorleben der Lehrkräfte. Ich war an einer MLLV-Schule eingesetzt. 

Was hat dir im MLLV besonders viel gegeben/Freude gemacht?

Das Netzwerken, das Miteinander und dadurch der erlernte Perspektivenwechsel.

Der MLLV/BLLV hat in all den Jahren einiges erreicht. Auf welche Erfolge schaust du gerne zurück?
Ich hatte Glück. Ich war in einer Zeit Vorsitzende, in der man immer wieder etwas bewegen konnte, Stück für Stück, Besenstrich um Besenstrich und da hat das bildungspolitische Arbeiten richtig Spaß gemacht. 

Hier je ein Beispiel aus den unterschiedlichen Arbeitsfeldern:

Ein unglaublicher Erfolg war zuerst für uns alle die Einführung der Migrationsklausel. Die Teilung einer Klasse mit mehr als 50 % der Kinder mit Migrationshintergrund, ab 25. Im ersten Jahr konnten dadurch 90 zusätzliche Klassen gebildet werden. Zusätzliche Lehrerstellen konnten gewonnen werden. Im Folgejahr war der Gewinn wieder so hoch und man konnte den Zugewinn noch einige Jahre spüren.

  • Traurig zu sehen, wie jetzt die Klausel verwässert wird um den Lehrermangel zu kaschieren

Das Fach Werken/Textiles Gestalten konnte ich zweimal vor seiner Streichung retten. Einmal hatte man es schon aus der Stundentafel der Mittelschule gestrichen und eine Lehrplankommission arbeitete im ISB bereits an dem dafür kreierten Fach Wirtschaft. Ich legte im Kultusministerium mein Veto ein. Dr. Göldner führte das Fach wieder in die Stundentafel zurück ich wurde in die Lehrplankommission eingesetzt. Jahre später strich das Kultusministerium in der 3./4. Klasse das Fach Werken/Textiles Gestalten um eine Stunde und benanntes es um. Auf meinen Protest hin führte Kultusminister Dr. Spaenle alles wieder zurück.

Die Zuweisung der Lehrkräfte, Seminarleitungen und Schulrätinnen und -schulräte und der Verwaltungsangestellten entsprach nicht den bayernweiten Bemessensgrundlagen. Staatssekretär Eisenreich und Kultusminister Dr. Spaenle stellten Stück für Stück die Gerechtigkeit her, die der MLLV jahrelang einforderte: 

Aufstockung der Stunden für Verwaltungsangestellte und der unbefristeten Verträge, weitere Zuweisungen von Seminarrektoren, Zuweisung des vollständigen Lehrerbudgets, Bereitstellung zusätzlicher Arbeitsverträge für die Förderschulen Münchens

Verbesserung des Anstellungsschlüssels in KITAs (Der Anstellungsschlüssel besagt, wie viele regelmäßige Betreuungsstunden von Kindern auf eine Arbeitsstunde des pädagogischen Personals entfallen)

Ich habe mit fünf Kultusministern zusammen gearbeitet (Hohlmeier, Schneider, Spaenle, Sibler, Piazolo). Die für München erfolgreichsten Jahre waren unter den S-Ministern, die 3-Sterne-Ministern: Schneider, Spaenle und Sibler. 

Zudem möchte ich gerne einen Beschluss der Stadt München hervorheben:

Genau vor 10 Jahren hat der Stadtrat einen interfraktionellen Millionen-Beschluss gefasst und jedes Jahr 1 000000 € für den Lärmschutz in KITAS und Schulen freigegeben. Die Stadt stellt schallschutztechnische Maßnahmen neben sicherheits- und substanzerhaltenden Maßnahmen in den Mittelpunkt der baulichen Verbesserungen in Schulen und Kindertagesstätten. 

Wird die Stadt München 2020 das Thema „Lüftungsgeräte“ auch so mutig angehen? 

Was war dein Erfolgsrezept?   

Zuhören, beobachten, den Gesprächspartner ernst nehmen, wertschätzen.

Ein offener, ehrlicher und vertrauensvoller Umgang mit den Politikern. 

Was war dein persönliches Highlight während deiner Zeit beim MLLV/BLLV? / Gibt es einen besonderen Moment, der dir im Gedächtnis geblieben ist?

Gott sei Dank durfte ich sehr viele Highlights erleben. Von einer Versammlung mit Verwaltungsangestellten und Landtagsabgeordneten und einem brechend vollen Konferenzraum, über das Gewinnen von Lehrkräften zur aktiven, ehrenamtlichen Mitarbeit, bis hin zur Veranstaltung „Gegen das Vergessen“ im Jüdischen Zentrum mit über 800 Mitgliedern.

Am meisten berührt hat mich unser Fest „Die Nacht des Lehrerhauses“ im Rahmen von 850 Jahre München. Da brachte sich Vorstandsmitglieder als Münchner Kindl, Turnvater Jahn, Aloisius und Vieles mehr ein.

Und ich möchte auch meine persönlichen Auszeichnungen erwähnen und damit jedes Mitglied mit einbeziehen und mich bedanken, denn ohne Sie wäre all das nicht möglich geworden. Das Miteinander und der Rückhalt haben mich stark und mutig gemacht. Ihr Vertrauen und Ihre Wertschätzung haben mir Stimme gegeben. Das ehrliche, offene und unterstützende Arbeiten im Vorstand und Ausschuss waren die Freude und der Motor. 

Sie alle waren mein Motivationscocktail, mein Dopamin, Noradrenalin und Serotonin. Mit Ihnen und für Sie wurde ich für meinen Einsatz in der Bildungspolitik ausgezeichnet. Die Stadt München verlieh mir die Medaille „München leuchtet“, der Bundespräsident Joachim Gauck lud mich zum Neujahrsempfang auf Vorschlag von Eisenreich/Spaenle auf Schloss Bellevue und Kultusminister Sibler verlieh mir das Bundesverdienstkreuz am Bande. Der BLLV bedankte sich letztes Jahr bei mir für meinen bayernweiten Einsatz mit der Karl-Heiss-Medaille.

Gab es auch mal eine schwierige Zeit oder ein Thema, bei dem du nur wenig erreichen konntest?

Es tut mir leid, dass ich für die Lehrergruppe, aus der ich ursprünglich stamme, am wenigsten erreicht habe. Die Fachlehrerinnen und Fachlehrer. Ja, ich konnte die Kürzung der Unterrichtsstunden für das Fach Textiles Gestalten in der Grundschule verhindern und in der 5./6. Jahrgangsstufe der Mittelschule sogar die Abschaffung. Aber die angestrebte Arbeitserleichterung und Gleichwertigkeit des Fachlehrers im System steht noch aus.

Was wird dir im wohlverdienten „MLLV-Ruhestand“ am meisten fehlen? 
Ich habe sehr intensiv für den MLLV/BLLV gelebt. Ich habe sehr viel erleben dürfen. Ich konnte meinen Arbeitsplatz frei gestalten, Ziele festlegen, verfolgen und erreichen. Es war eine sehr erfüllte und glückliche Zeit. Nun ist es gut. Ich konnte alles abschließen oder in gute Hände legen. Das Wichtigste für mich: die Menschen, werde ich nicht aus den Augen verlieren. Sie werden mir in der ersten Umgewöhnungsphase beistehen. Aber fehlen wird mir alles.