BNE konkret „Münchner Umweltpreis“ für das Adolf-Weber-Gymnasium

Referat für Gesundheit und Umwelt honoriert Engagement für Klimaschutz Seit mittlerweile 25 Jahren zeichnet das städtische Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) besondere Leistungen auf dem Gebiet des Umweltschutzes mit dem „Münchner Umweltpreis“ aus. 2019 wurden zwei Preise zu je 5.000 € vergeben, einer davon ging an eine Schule: das Städtische Adolf-Weber-Gymnasium (AWG). Im Interview stellt Ihnen Dr. Friedrich Barnikel, Fachbetreuer für Geographie am AWG, die langjährige Tradition von BNE an seiner Schule vor.

MLZ: Herzlichen Glückwunsch Ihnen und Ihrem Kollegium zum „Münchner Umweltpreis“! Die Jury zeichnete Ihr Projekt „Klima retten - vor unserer Haustür“ aus. Beschreiben Sie unseren Lesern bitte kurz dieses Projekt.

AWG: Unsere Schule hat eine langjährige Tradition des Umweltschutzes sowie der Bildung und Förderung des Umweltgedankens. Wir haben einen Schulgarten mit Schulbienen, Umweltscouts in jeder Klasse und bekommen demnächst eine Klimastation. Und viele Handlungsoptionen für nachhaltiges Wirken liegen ja quasi auf der Straße, direkt vor unseren Nasen. Genau hier wollten wir ansetzen, also gewissermaßen vor der Haustür. Da gibt es viele Möglichkeiten, tätig zu werden. Das fängt beim Konsum an, wo kommen unsere Produkte her, ob Nahrungsmittel oder Kleidungsstücke, und können wir da nachsteuern, bis hin zum tatsächlichen Pflanzen von Bäumen. Zu dem Zeitpunkt, als uns der Münchner Umweltpreis verliehen wurde, hatten wir gerade ein internationales Erasmus+ - Projekt beendet mit Partnerschulen aus Finnland, Belgien, Portugal und Bulgarien. Da ging es viel um unser Leben in der Zukunft und wie unsere Umwelt aussehen soll. Insgesamt wurden während dieser Zeit und in Nachfolgeprojekten über 6000 Bäume gepflanzt. Das meinen wir mit „Klima retten – vor unserer Haustür“.

MLZ: Jede Schule hat neben BNE noch viele weitere zentrale Aufgaben und drängende Herausforderungen zu bewältigen. Wodurch schaffen Sie Ressourcen für BNE?

AWG: Letztlich ist BNE, ohne dass es ausdrücklich im Lehrplan benannt sein muss, automatisch integrativer Bestandteil des Unterrichts, ob in Ethik, Geographie, Deutsch oder sonstwo. Das liegt auf der Hand. Darüber hinaus braucht es natürlich engagierte Kolleginnen und Kollegen, die nicht die Stunden zählen, die sie für ihre Arbeit aufwenden (da kommt unter Umständen schon einiges an Zeitaufwand zusammen), sondern die einfach Spaß daran haben, den jungen Menschen das Konzept von Nachhaltigkeit näher zu bringen. Im Rahmen zum Beispiel des Erasmus-Projektes können natürlich im Laufe von zwei Jahren auch dickere Bretter gebohrt werden. Unsere Schulleitung steht absolut hinter unserem Engagement und Gelder gab es in diesem Fall von der Europäischen Kommission. Da kann man schon etwas bewirken. Und letztlich gibt es immer eine ganze Reihe von Jugendlichen, die sich einbringen wollen und das ganz phantastisch machen. Und schon läuft der Laden.

MLZ: Wie binden Sie Elternbeirat und externe Partner bei der Umsetzung von BNE ein?

AWG: Der Elternbeirat hat beispielsweise bei unserem letzten Weihnachtsbasar, der stets für wohltätige Zwecke Ende November am Tag des großen Elternabends veranstaltet wird, und bei dem wir regelmäßig zwischen 5000 und 8000 Euro einnehmen, die komplett gespendet werden, den nachhaltigsten Klassenstand ausgezeichnet. Die sind da voll mit dabei. Externe Partner gibt es gerade in München wie Sand am Meer. Mit Geldern aus dem Erasmus-Projekt kann man die auch leicht an die Schule holen.

MLZ: Das AWG nimmt am städtischen 50/50-Programm teil. Was trägt Ihrer Erfahrung nach besonders zum erfolgreichen Einsparen von Strom und Wasser im Schulalltag bei?

AWG: Bewusstsein schaffen, das ist das Wichtigste. Lehrerinnen und Lehrer gehen mit gutem Beispiel voran, die Schülerinnen und Schüler sind grandiose Multiplikatoren daheim. Die können ganz schön kritisch gegenüber ihren Eltern sein, wenn es um eine nachhaltige Zukunft geht!

MLZ: Was fördert das Bewusstsein Ihrer Schülerinnen und Schüler für nachhaltiges Denken und Handeln in besonderer Weise?

AWG: Ich denke, dass Schülerinnen und Schüler heute in Bezug auf Umwelt die Herausforderungen der Zeit recht genau wahrnehmen und benennen können. Sie sind vernetzt, sie haben Zugriff auf Meldungen aus aller Welt und sie sehen zum Beispiel, was der Klimawandel jetzt bereits auf vielen Teilen der Erde und ja auch bei uns selbst bewirkt. Diese Wahrnehmung mündet mitunter in emotionalisierte Reaktionen, die Gefahren einer unkontrollierten Klimazukunft werden geradezu ganzheitlich erlebt. Lehrkräfte müssen hier gar nicht so viel sensibilisieren, unsere Aufgabe besteht mehr im Versachlichen der Diskussion und darin, den Kindern und Jugendlichen belastbare Daten an die Hand zu geben.

MLZ: Wie gehen Sie mit „Fridays for Future“ um?

AWG: Naja, nicht so einfach… Das Engagement im Umweltbereich ist grundsätzlich sehr zu loben und zu unterstützen. Aber wir haben einen Bildungsauftrag, dem wir unter Umständen an Freitagmittagen nicht nachkommen können. Gerade BNE ist angewiesen auf eine solide Wissensgrundlage, die wird nicht auf der Straße geschaffen, wie man an den zum Teil grotesk unterkomplexen Plakaten sehen kann („Fuck CO2“ ist mein Favorit). Wenn die Jugendlichen davon Abstand nehmen, die Versammlungsplätze mit Coffee-to-go-Einwegbechern zu vermüllen, respektive ihre Videos von FFF in Echtzeit zu streamen, dann sind sie schon authentisch unterwegs. Jedes Engagement in der Freizeit wird aber von uns besonders goutiert, so wie früher die Ostermärsche oder Demos gegen das Waldsterben zum Beispiel. Auch ältere Generationen haben sich schließlich für die Umwelt und den Frieden interessiert und sind auf die Straße gegangen, das war halt außerhalb der Schulzeit.

MLZ: Was raten Sie Schulen, die BNE stärker als bisher umsetzen wollen?

AWG: Einfach machen und schauen, was passiert!

MLZ: Vielen Dank für dieses Interview und viel Erfolg weiterhin!

Das Interview führte Martin Göb-Fuchsberger, Leiter der Abteilung Schul- und Bildungspolitik.