Bildung für nachhaltige Entwicklung: Schulamt im Boot

Interview mit dem Fachlichen Leiter des Staatlichen Schulamts

MLZ: Das Thema „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) rückt immer stärker in den Blick, seitdem es im LehrplanPLUS verankert ist. Auf welche Weise unterstützt das Staatliche Schulamt bereits die Umsetzung dieses Handlungsfeldes an den Münchner Grund- und Mittelschulen?

Anton Zenz: Zunächst ist festzustellen, dass es sehr erfreulich ist, dass Bildung für nachhaltige Entwicklung als Thema wahrgenommen wird. Nicht erst der LehrplanPLUS fordert dieses Handlungsfeld ein, auch die zuvor gültigen Lehrpläne hatten dies bereits thematisiert und Lehrkräfte agieren auf diesem Feld sehr aktiv. Die Fortbildungen zum LehrplanPLUS beinhalten bereits das Themenfeld.

MLZ: Auch die Landeshauptstadt München unternimmt einiges, um das Thema voranzubringen. So gibt es einen „AK BNE“ zur Vernetzung der Akteure. Im vergangenen September veranstaltete der Stadtrat auch ein „Hearing“ zu BNE, zu dem Sie eingeladen waren. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit von Stadt und Staat in Sachen BNE?

Zenz: Bei dem Hearing wurden unter anderem bereits laufende, recht interessante Projekte vorgestellt, ein wichtiger Aspekt der Veranstaltung war das Knüpfen von Kontakten. Es wurden Gespräche mit Stadtratsmitgliedern angebahnt wie auch die Vorstellung von Projekten zweier Anbieter vereinbart. Mit der Stadt wird das Staatliche Schulamt bei den nächsten Gesprächen nach Schnittstellen suchen.

MLZ: In ihrem Statement forderte Stadtschulrätin Zurek ein „verändertes Mobilitäts- und Konsum-, aber auch Freizeitverhalten“ der Münchner als notwendiges Ziel der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Wie kann Ihrer Meinung nach nicht nur das nötige Wissen vermittelt, sondern auch die Bereitschaft geschaffen werden, selbst auf viele bequeme und vermeintlich selbstverständliche Lebensformen zu verzichten?

Zenz: Ich glaube, die Formulierung, dass man auf Lebensformen verzichten muss, darf so nicht stehen bleiben. Vielmehr sollte man sich bewusst machen, was bestimmte Verhaltensweisen im Bereich Konsum oder Mobilität im öffentlichen Bereich an Folgen bereithalten. Wenn wir den Schülerinnen und Schülern nahebringen können, dass jeder Einzelne durch sein Verhalten Veränderungen bewirken kann, entsteht hoffentlich auch ein Bewusstsein, dass jede Person Mitverantwortung für die Gestaltung ihres Umfeldes trägt. Insofern muss im Bildungsbereich entsprechendes Verhalten gelebt und nicht nur gelehrt werden. Ich glaube, dann werden weder Kinder noch Erwachsene verändertes Konsum- und Freizeitverhalten als Verzicht empfinden.

MLZ: Was empfehlen Sie den Münchner Grund- und Mittelschulen, die sich auf den Weg machen möchten um Bildung für nachhaltige Entwicklung nachhaltig zu fördern?

Zenz: Ich weiß von vielen Grund- und Mittelschulen, dass bereits enorm viel auf den Weg gebracht wurde, Bildung für nachhaltige Entwicklung umzusetzen, nur nannte man das nicht explizit so. Konkret ein Beispiel: Im Bereich Soziales an den Mittelschulen wird seit Jahrzehnten eine gesunde, saisonbetonte Ernährung beworben und mit der Vermeidung von Abfällen bzw. einer Erziehung zur sinnvollen Mülltrennung auch nachhaltiger Umweltschutz betrieben. Oft erhält man die Rückmeldung, dass die Schülerinnen und Schüler die Elternhäuser mit diesen Verhaltensweisen mitprägen – das empfinde ich als erfreulich nachhaltig. Gleiches wird auch von Grundschulen berichtet. Schulen, die sich auf den Weg machen wollen, sollten prüfen, welche Ziele für die Schulgemeinschaft große Relevanz besitzen, ob entsprechende Ressourcen zur Umsetzung in der Lehrerschaft vorhanden sind und ob es externe Partner gibt, die das jeweilige Thema begleiten können.

MLZ: Herzlichen Dank für dieses Interview und viel Erfolg auf dem weiteren Weg!

Das Interview führte Martin Göb-Fuchsberger, Leiter der Abteilung Schul- und Bildungspolitik im MLLV.