Versprochen – Gehalten!

Münchner Schulleitungen im Gespräch mit Kultusminister Bernd Sibler

Beim Besuch der Schulleitungsveranstaltung im BLLV-Haus hatte die erste Vorsitzende des MLLV, Waltraud Lučić, Kultusminister Bernd Sibler ein Versprechen abgenommen: Nach Bernd Siblers ersten 100 Amtstagen wolle sie mit einer Schulleitungsgruppe einzelne angesprochene Punkte konkretisieren. Bereits beim Antrittsgespräch in der ersten Woche nach Amtsübernahme stellte Lucic die Besonderheiten der Großstadt heraus. „Ich möchte wissen, wie sich die besondere Situation der Stadt München begründet, um darauf individuell reagieren zu können,“ so Kultusminister Sibler.

Die MLLV-Vorsitzende wurde zum Ferienbeginn von MLLV-Schulleitungen ins Kultusministerium begleitet: Dr. Michael Hoderlein-Rein, 3. MLLV-Vorsitzender, Gabriele Strehle, Leiterin der Fachgruppe Schulleitung im MLLV, Franz-Josef Bruckbauer, Leiter der Landesfachgruppe Schulleitung im BLLV, Martin Schmid, Leitung Netzwerk und Kommunikation und Peter Wummel, Mentor der Initiative „Herausforderung Schulleitung – einstimmen, begleiten, optimieren“.

Mit dem Ziel, die momentan belastetenden Herausforderungen anzugehen und Lösungen zu finden, trafen sich die Schulleitungsvertretungen bereits tags zuvor. 


Unterrichtsversorgung, Lehrerstunden, Verwaltungsangestellten- und Schulrätestellen



Seitens des Schulamtes und des Kultusministeriums heißt es immer wieder, dass kaum Unterricht in München ausfallen würde. Dr. Hoderlein-Rein machte auf die unterschiedliche Definition des Begriffes „Unterrichtsausfall“ aufmerksam. „In der Grundschule fällt in der Tat kein Unterricht aus, wir tun alle unser Bestes, aber wenn viele Lehrerstunden pro Woche fehlen, die nicht mehr durch mobile Reserven ersetzt werden können, kann kein Unterricht gemäß Lehrplan stattfinden. Klassen werden dann ggf. zusammengefasst und Förder-, Differenzierungs- und Streitschlichtungsstunden sowie Arbeitsgemeinschaften gestrichen. Die Kinder werden häufig lediglich betreut“, so der Münchner Schulleiter. Diese „Betreuung“ darf nicht die Definition von „kein Unterrichtsausfall“ sein. Der Wunsch der Schulleitungen ist, dass die Versorgung, insbesondere im Bereich der Mobilen Reserven, im kommenden Schuljahr besser wird. Gabriele Strehle äußert zudem die Sorge, dass viele Rektorinnen und Rektoren momentan noch nicht vollständig mit Lehrerstunden versorgt sind.



Staatsminister Sibler bestätigte, dass es zum Schuljahresende in München Ausfälle von Lehrkräften gab und weder mobile Reserven noch Aushilfen mehr eingesetzt werden konnten. Dem Kultusministerium sei diese Problematik bewusst und es arbeite an mittel- und langfristigen Lösungen. Ein Schritt, die Schulen zu entlasten, sei zum Beispiel das Aussetzen der Evaluation und das Schaffen von 4,5 neuen Schulratsstellen in München. Lucic bedankte sich für die Erfüllung der jahrelangen MLLV-Forderung, wies darauf hin, dass München sieben Stellen zustehen würden und forderte, dass bei der Auswahl der Schwerpunkt auf wertschätzende und zeitgemäße Führungskompetenzen gesetzt werde. Ebenso würden München noch Stunden für Verwaltungsangestellte zustehen.


Bernd Sibler stimmte der Anmerkung der MLLV-Vorsitzenden zu, dass es in anderen Teilen von Bayern immer wieder heiße, die Unterrichtsversorgung in München sei gut. „Aber die Zahlen sagen dann teilweise etwas anderes“, räumte der Staatsminister ein. Das Kultusministerium reagiert auf die steigenden Geburtenprognosen und richtet 700 neue zusätzliche Studienplätze für das Lehramt Grundschule ein – mit dem Schwerpunkt in Oberbayern. „Ich sehe es als eine langfristige, kontinuierliche Entwicklung in der Personalplanung an, dass die angehenden Lehrerinnen und Lehrer dort studieren, wo sie dann auch eingesetzt werden. Dadurch bauen sie einen Bezug zu der Region auf“, betonte Sibler.

Peter Wummel verwies auf das Konzept der Münchner Fachlehrkräfte zur Bedarfsdeckung. Er unterstrich, dass die Fachlehrerinnen und Fachlehrer im musisch/technischen Bereich und im Bereich Ernährung und Gestaltung die profilbildenden Fächer der Mittelschule unterrichten und einen wichtigen Beitrag zum Erlernen der Bildungssprache leisten.


Der bayerische Staatsminister bedauerte, dass es so viele Versetzungsanträge von München weg gebe. Die Lehrkräfte mit Zweitqualifikation leisteten aktuell einen wichtigen Beitrag zur Versorgung der Grund- und Mittelschulen in Oberbayern und München.

Martin Schmid begrüßte den Ersatz durch Fachkräfte anderer Schularten, wies aber auch darauf hin, dass diese Entlastung auch Herausforderungen durch die zusätzlich entstehenden Aufgaben für Schulleitungen, für das Kollegium sowie für die Zweitqualifikanten bedeute. 


Ministerialdirigent Walter Gremm bekräftigte: „Wir haben im kommenden Schuljahr wie bisher Budget für Förderstunden. Auch die mobilen Reserven haben wir heuer noch einmal um 50 aufgestockt. Wir haben genügend Lehrkräfte, ich bin zuversichtlich, dass es funktionieren wird.“

Die ausreichende Versorgung mit Fachlehrerstunden würde Staatsminister Sibler gerne zusagen, doch stelle sich ihm die aktuelle Personalstruktur leider anders dar. Lucic unterstrich, dass Fachlehrkräfte hervorragende Arbeit unter immer belastenderen Umständen leisten.

Zukunft der Mittelschule



Ein wichtiges Anliegen der Münchner Mittelschulen brachte Franz Josef Bruckbauer vor. Die derzeitige Stabilität der Mittelschule sollte nicht überschätzt werden. „Man muss ganz klar sagen, dass wir von den Flüchtlingen in der Mittelschule profitieren. Wenn der Flüchtlingszuwachs nachlässt, sehe ich diese Schulart als bedroht an“, so der Mittelschulrektor. Zudem sei auch die Akzeptanz der Mittelschule zu gering. Sobald die Lehrkräfte gute Arbeit leisten, indem sie die Kinder individuell fördern und diese dann gute Noten schreiben, wechseln sie zur Realschule.


Bernd Sibler sah darin ein generelles gesellschaftliches Problem: „Das ist eher ein sozialpolitisches, weniger ein bildungspolitisches Thema.“ Er verstehe die Sorge, versicherte aber auch, dass es keine Anzeichen gebe, dass der Stellenwert und die konkrete Verankerung der Mittelschule in Bayern bedroht seien. Bei steigenden Geburten- und Schülerzahlen werde aller Voraussicht nach auch die Zahl der Mittelschülerinnen und Mittelschüler steigen.



Besetzung von Schulleitungsstellen



Ein weiteres wichtiges Anliegen war die Besetzung von Schulleitungsstellen in München. Der dritte Vorsitzende des MLLV, Dr. Hoderlein-Rein, merkte an, dass es oftmals zur zweiten oder dritten Ausschreibung der Stellen komme und sich Schulleitungen zunehmend von München wegbewerben. Offensichtlich sei die Tätigkeit zu wenig attraktiv. Das Projekt „Herausforderung Schulleitung – Einstimmen, Optimieren, Begleiten“ ist ein Beitrag des MLLV zur Lösung dieses Problems. Der bayerische Staatsminister bedankt sich für die Initiierung des Projekts.

Waltraud Lučić schlug Round-Table-Gespräche mit Referenten des Kultusministeriums, dem MLLV und weiteren, an Bildung beteiligten Gruppen vor, um die jeweiligen Themen detaillierter, ergebnisoffen und konstruktiv diskutieren zu können.

Vielen Dank an Herrn Staatsminister Sibler für die Wertschätzung, die er den Münchner Schulleitungen durch dieses Gespräch entgegenbrachte und die Hoffnung für lösungsorientiertes Handeln seitens der Politik weckte!

Katharina Stein Pressereferentin